US-Organisationspsychologe Adam Grant plädiert für Brainwriting statt Brainstorming: Warum gemeinsame Ideenfindung in Gruppen oft scheitert und wie Fehler zum Erfolg führen können.
Wer als Führungskraft erfolgreich sein will, sollte altbewährte Methoden überdenken, sagt der US-amerikanische Organisationspsychologe Adam Grant. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung rät er, das traditionelle Brainstorming durch “Brainwriting” zu ersetzen. Wissenschaftliche Daten zeigen seit Jahrzehnten, dass gemeinsames Brainstorming in Gruppen oft keine guten Ergebnisse liefert. Beim “Brainwriting” notieren Mitarbeitende ihre Ideen zu einer Fragestellung vorab schriftlich, bevor sie diese im Meeting präsentieren und diskutieren. So nutzt man das kreative Potenzial der Gruppe besser, so Grant.
Niemand will dumm wirken
Grant erklärt seine Ablehnung des Brainstormings damit, dass sich die Teilnehmenden gegenseitig blockieren: “Alle denken gleichzeitig, es kann aber immer nur einer reden. Wer nicht zu Wort kommt, vergisst, was er sagen wollte.” Hinzu kommt das Ego-Problem. Niemand will dumm wirken, also behält man abwegige Ideen für sich, so der Psychologe. “Und es ist jedem ein Bedürfnis, gut in die Gruppe zu passen, weswegen man sich lieber der vorherrschenden Meinung anschließt, statt gegensätzliche Vorschläge einzubringen.”
Grant ist überzeugt, dass Fehler ein Schlüssel zum Erfolg sind. Menschen, die sich durch Rückschläge nicht entmutigen lassen und aus ihren Fehlern lernen, seien langfristig erfolgreicher. Charakterstärken wie Initiative, Disziplin und soziale Kompetenz sind dabei entscheidender als kognitive Fähigkeiten. Grant, der an der Wharton School der University of Pennsylvania lehrt, ist Autor mehrerer Bestseller und zählt zu den einflussreichsten Stimmen in der modernen Arbeitspsychologie.