Wer glaubt, mit Leistung Karriere zu machen, irrt sich gewaltig. Denn zu 90 Prozent kommt es darauf an, wie man seine Leistung verkauft. Nicht selten führen solche Karriereirrtümer ins Nichts.
Viele vertreten die Meinung, dass Leistung sich durchsetzt. Aber nur zehn Prozent unseres beruflichen Erfolges werden von unserer Leistung bestimmt. Zu 90 Prozent kommt es darauf an, wie wir unser Know-how verkaufen.
Der Karriere-Coach und Bestseller-Autor Martin Wehrle findet Frauen in der Arbeitswelt oft zu zurückhaltend. Dabei werden seiner Meinung nach nur die gefördert, die auch fordern. In seinem Ratgeber Lexikon der Karriereirrtümer zeigt Wehrle, worauf es im Job wirklich ankommt. Denn meist bremsen wir selbst unsere Karriere aus, da wir uns falsch verhalten.
Irrtum 1: Auslandsaufenthalte pushen die Karriere
Wahrheit: Zum Auslands-Spezialisten abgestempelt
Einer internationalen Studie zufolge versprechen sich 63 Prozent der Mitarbeiter von einem Auslandsaufenthalt einen Karrieresprung. Leider oft vergeblich, denn jeder dritte Heimkehrer wechselt nach seiner Rückkehr den Arbeitgeber!
Dieser Schritt birgt mehrere Gefahren: Ausländische Kollegen sehen den Mitarbeiter als Spion der Zentrale und überhäufen ihn mit Arbeit. Die Zentrale soll gar nicht erst auf die Idee kommen, es gäbe zu wenig zu tun. Eine weitere und wesentlich verheerendere Gefahr ist, dass die Leistung im Ausland von Vorgesetzten zu Hause nicht gebührend wahrgenommen wird. Oder: Die Leistung wird honoriert, erweist sich jedoch als Bumerang, da Vorgesetzte den Mitarbeiter jetzt als Auslandsspezialisten abstempeln. Die Folge: Der Mitarbeiter muss im Ausland bleiben, weil seine Leistung da wunderbar gedeiht. Holt die Zentrale ihn zurück, lauert die Gefahr, dass die Karriere nicht in Schwung kommt, da Konkurrenten mittlerweile ihre Netzwerke ausgebaut und verfeinert sowie ihren Ruf verbessert haben. Die Konsequenz: Der Mitarbeiter landet auf dem Abstellgleis.
Gegenstrategie:
Die Chance, Erfahrungen im Ausland zu sammeln, sollten Mitarbeiter nicht leichtfertig ablehnen. Sie sollten vielmehr prüfen, welche beruflichen Chancen sich ihnen dadurch nicht nur intern, sondern auch extern bieten. Das ist wichtig, falls der Auslandsaufenthalt sich anschließend als Sackgasse erweist.
Deshalb sollte man unbedingt vorher mit dem Chef definieren, wie man durch diesen Aufenthalt die Perspektive in der Zentrale verbessern kann. Auch sollte vor der Abreise festgelegt werden, welche Position nach der Rückkehr auf den Mitarbeiter wartet. Ferner sollte er vereinbaren, wann er wieder in die Zentrale zurückkehrt. Und damit das alles auch reibungslos funktioniert, sollten er die ganze Zeit über einen engen Kontakt zur Zentrale halten und regelmäßig auf seine Leistungen hinweisen (z.B. durch einen monatlichen Report an die Vorgesetzten).
Ist man bereits in die Falle getappt und auf dem Abstellgleis gelandet, sollten man dringend handeln und Verbesserungsvorschläge oder neue Produktideen präsentieren. So weiß der Chef, dass er mit dem Mitarbeiter rechnen kann und sollte.
Irrtum 2: Jobwechsler sind Gewinner
Wahrheit: Wer bleibt, erreicht die Spitze schneller
Im Gegensatz zu früher wechseln Führungskräfte häufiger ihren Arbeitgeber. Dabei führen interne Wechsel deutlich öfter und schneller zu Karrieresprüngen. Auch sind für Personaler Bewerber, die ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen internen und externen Jobwechseln aufweisen, gefragtere Kandidaten. Eine Studie belegt, dass 30 Prozent derer, die bei einem neuen Unternehmen anfangen, mit einer schlechteren Position vorliebnehmen müssen. Dagegen führen Veränderungen innerhalb eines Unternehmens nur in zehn Prozent der Fälle zum Abstieg.
Gegenstrategie:
Personaler mögen Bewerber, die bei zwei, drei Unternehmen tätig waren. Im Idealfall sind Mitarbeiter vor dem ersten Wechsel zehn Jahre für einen Arbeitgeber tätig. Und während der zweite Wechsel zwei bis drei Jahre später erfolgen kann, sollte der dritte Wechsel erst wieder nach etwa acht Jahre stattfinden.
Das heißt jetzt aber nicht, dass man eine Karrierechance, die sich “zu früh” bietet, ausschlagen sollte. Vielmehr ist wichtig, dass man den Arbeitgeber nur wechselt, wenn der Wechsel ein wirklicher Aufstieg ist.
Führen alle bisherigen Wechsel auf der Karriereleiter nicht weiter nach oben, sollten Mitarbeiter jeden Wechsel als einen Schritt nach vorne verkaufen. Folgende Argumente machen Seitwärtsbewegungen plausibel: Die neue Position vergrößerte die Handlungsspielräume, brachte interessantere Aufgaben mit sich oder war bei einem renommierteren Arbeitgeber.
Irrtum 3: Leistung lohnt sich
Wahrheit: Die Eigen-PR zählt
Es kommt nicht darauf an, wie viel man leistet – nur darauf, wie viel der Chef davon mitbekommt. Eine IBM-Studie beispielsweise weist nach, dass Mitarbeiter nur zu zehn Prozent für ihre Leistung befördert werden; zu 90 Prozent kommt es darauf an, wie sie ihre Leistung verkaufen und ihr Verhältnis zum Chef gestalten. Kontinuierlich gute Leistung abzuliefern reicht also nicht aus. Deshalb sollte man zusätzlich auf die Vermarktung der eigenen Erfolge setzen.
Gegenstrategie:
Die Eigen-PR fußt auf die vier Aspekte Produkt, Rolle, Kommunikation und Preis. Das Produkt ist man selbst und die messbaren Ergebnisse. Die Rolle, die man im Unternehmen einnimmt, beeinflusst einen positiv, indem man Projekte an sich zieht, sich für neue Ideen stark macht und auch mal ungewöhnliche Schritte geht. Dabei ist es wichtig, dass man sich als Leistungsträger präsentiert und auch über die Leistungen spricht. Auch sollte man dafür sorgen, dass sowohl im Unternehmen als auch auf dem Markt die Erfolge bekannt werden, nur so erreicht man ein überdurchschnittlich hohes Gehalt. Denn Marketingaktivitäten in eigener Sache steigern den Marktpreis.
Irrtum 4: Überstunden fördern die Karriere
Wahrheit: Clevere Anwesenheit bringt Erfolge
Wer täglich zwölf Stunden schuftet, in aller Herrgottsfrühe ins Büro kommt, ordentlich was weg schafft, mit seinen Kollegen Feierabend macht, muss sich nicht wundern, wenn es auf der Karriereleiter nicht nach oben geht. Denn Mehrarbeit lohnt sich nur, wenn der Chef es auch bemerkt und nicht übersieht.
Gegenstrategie:
Wer stattdessen regelmäßig etwas früher als der Chef kommt und stets etwas später als er Feierabend macht, erweckt den Eindruck, fleißig und rund um die Uhr da zu sein. Auch sollte mn nur Überstunden machen, wenn wirklich “Not am Mann” ist. So signalisiert man dem Chef Leistungsbereitschaft.
Wer in der Überstunden-Falle feststeckt, sollte seinem Chef erklären, dass ständige Überstunden nicht in seinem Sinne sein können. Denn um eine überdurchschnittliche Leistung erbringen zu können, brauchen man auch Phasen der Erholung. Ist die regelmäßige Mehrarbeit unumgänglich, sollte man vorschlagen, Personal (temporär) aufzustocken oder den Aufwand in Schichtarbeiten zu organisieren.
Irrtum 5: Alkohol ist ein Karrierekiller
Wahrheit: Ein Glas zur Geselligkeit kann helfen
Der US-Wissenschaftler Edward Stringham fand heraus: Wer gelegentlich Alkohol konsumiert, macht schneller Karriere. Demnach kassieren trinkfreudige Männer zehn Prozent mehr Gehalt, Frauen sogar 14 Prozent. Gründe: Wer ausgeht, trifft andere Menschen, knüpft Netzwerke, vertieft Kontakte, trainiert die Kommunikation. Außerdem wollen Geschäfte nicht nur abgeschlossen, sondern auch gefeiert werden. Doch Vorsicht: Zu viel Alkohol schadet der Karriere. Denn die Studie ergab auch, wer sich pro Woche mehr als 21 Drinks genehmigt, stürzt auf der Karriereleiter ab.
Gegenstrategie:
Das Arbeitsleben hört nicht an der Bürotür auf. Lädt der Chef zu einem Drink nach Feierabend ein, dient das meist der Einbindung ins Team. Wer aber völlig auf Alkohol verzichten möchte, kann sich einfach dezent ein alkoholfreies Getränk bestellen. So wird man nicht als Spaßbremse abgestempelt, muss aber trotzdem nicht mittrinken.