Was tun mit Narzissten?

Mann mit ausgebreiteten Armen

Narzissten geben hervorragende Hochstapler ab. Sie manipulieren, sind rücksichtslos und sorgen für Chaos. Wie man Narzissten deutlich Grenzen setzt, weiß die Kommunikationstrainerin Silvia Christine Strauch.

Personen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sind nicht nur im privaten Bereich, sondern auch sehr häufig im Berufsleben anzutreffen. Dort machen sie zwar auf den ersten Blick einen charismatischen Eindruck. Auf dem zweiten Blick jedoch merkt man, wie rücksichtslos sich Narzissten geben und ihre Umgebung manipulieren. Sie sind Karrieretypen und streben immer höhere Positionen an. Solange man ihnen nicht in die Quere kommt, kommt es in der Regel zu keinen Schwierigkeiten.

Allerdings sorgen sie in Abteilungen und Teams oft für Chaos – ohne dass man dies auf sie zurückführt. Da Narzissten sehr geltungsbedürftig sind, und auch viel Energie von ihren Mitmenschen abziehen, tendieren sie zu Berufen, die mit Kindern, Kranken und Senioren zu tun haben (am liebsten in führenden Positionen). Aufgrund ihrer ausgeprägten Fähigkeit zur Manipulation sind sie auch als Vertriebsprofis und Unternehmer anzutreffen. Sie geben hervorragende Hochstapler ab – auch als Anwalt oder Arzt.

Der Narzisst als Chef

In Führungspositionen befriedigen Narzissten ihre Bedürfnis nach Macht am leichtesten. Sie können mehr oder weniger beliebig Vorschriften machen und Macht über ihre Mitarbeiter ausüben. Gibt es mehrere narzisstische Chefs in einem Unternehmen, so tun sie sich meist zusammen. Sie sehen sich als Elite des Unternehmens, die Mitarbeiter haben sich ihren Vorstellungen zu fügen.

Das heißt, Mitarbeiter haben kein Mitspracherecht, und wehe sie äußern auch nur einen Einwand. Die einzig wahre Meinung ist die des Chefs. Dementsprechend haben Mitarbeiter auch generell Schuld – für was auch immer. Selbst bei konstruktiver Kritik schießt der narzisstische Chef mit Beleidigungen und Abwertungen zurück. Er gibt die Leistung seiner Mitarbeiter als eigene aus und weiß sie hervorragend zu präsentieren. Der entsprechende Erfolg, der eigentlich dem Mitarbeiter zuzuschreiben wäre, wird ihm vorenthalten, er sammelt die Lorbeeren ein – und beschimpft und erniedrigt den Mitarbeiter im Zweifel sogar. Sein großes Selbstvertrauen und seine Selbstliebe bringen ihm bei Firmenleitungen meistens ein hohes Maß an Bewunderung ein.

Narzisstische Chefs setzen sich hervorragend in Szene

Leider ist ein narzisstischer Chef bei einem Vorstellungsgespräch selten zu erkennen. Zunächst nämlich macht er einen äußerst positiven Eindruck, tritt redegewandt, charmant und selbstbewusst auf und weiß, wie man den anderen um den Finger wickelt. Erst später stellt man fest, dass er einen Befehlston bevorzugt und keinen Widerspruch duldet. Auch Zusagen und Absprachen hält er nicht ein, verleugnet diese ganz einfach. Beschwert sich auch ein Kunde darüber, wird auch er immer die Schuld haben.

Der narzisstische Chef setzt sich aber nicht nur hervorragend in Szene, er kann auch lange Zeit verbergen, dass ihm meist die fachliche Qualifikation fehlt. Aufgrund dessen trifft er immer wieder Fehlentscheidungen, die durchaus das ganze Unternehmen ins Unglück stürzen können. Und weil man einen narzisstischen Chef nicht ändern kann, muss man sich entweder damit abfinden oder gehen. Denn der narzisstische Vorgesetzte hat für seine Mitarbeiter, die er als Untergebene ansieht, nur Verachtung übrig.

Der Narzisst als Kollege

Als Kollege sind Narzissten ebenfalls nicht gut angesehen. Sie sind arrogant, egozentrisch und stets auf den eigenen Vorteil bedacht. Dabei nutzen sie ihre Kollegen nach Strich und Faden aus. Auch sie verkaufen Erfolge ihren Chefs immer als die eigenen und schrecken dabei nicht davor zurück, zu lügen und zu betrügen. Misserfolge jedoch schiebt er immer seinen Kollegen unter.

Mit Lügen und falschen Beschuldigungen versucht er, Kollegen gegeneinander aufzuwiegeln und schreckt dabei vor keiner Intrige und Manipulation zurück. Ferner fühlt er sich schnell unfair behandelt und wehe, er wird auch nur ein klein wenig kritisiert. Dann startet er sofort einen Angriff, um den anderen mundtot zu machen. Dabei fühlt er sich schnell ungerecht behandelt und schreckt auch nicht vor Rachsucht zurück.

Da der Narzisst sehr redegewandt ist, schafft er es immer wieder, Kollegen für sich einzuspannen und ihnen den größten Teil seiner Arbeit zuzuschieben. Er schafft es sogar, Kollegen, die letztendlich seine Arbeit erledigen, noch schlecht zu machen, so dass diese sich immer mehr verunsichert fühlen.

Narzisstische Kollegen vertragen kein gutes Arbeitsklima

Mit eigenen Leistungen kann der Narzisst im Allgemeinen nicht glänzen. Er arbeitet oberflächlich und beschäftigt sich mit Dingen, die seiner Meinung nach wichtiger sind. Dazu gehört vor allem, im Mittelpunkt zu stehen. Trifft er auf Vorgesetzte, unternimmt er alles erdenklich mögliche, um im Fokus stehen und glänzen zu können. Er schafft es, glaubhaft zu vermitteln, dass er derjenige ist, der sich um alles kümmert, alles weiß und die Verantwortung für seine Kollegen mitträgt.

Ein narzisstischer Kollege verträgt kein gutes Arbeitsklima. Ist seine Arbeitsumgebung gut gelaunt und fröhlich, wird er alles erdenkliche unternehmen, um allen möglichst schnell die Laune zu verderben. Er kritisiert alles und jeden, bringt ständig Zweifel an und schreckt auch vor offen angebrachtem Zynismus nicht zurück.

Was tun bei narzisstischen Kollegen?

Einem narzisstischen Kollegen muss man sehr deutliche Grenzen setzen, sonst kann man nicht mit ihm zusammenarbeiten. Dabei sollten Gespräche mit viel Ruhe und Gelassenheit geführt und eine gewisse Distanziertheit bewahrt werden. Denn Narzissten werden immer wieder versuchen, die Führung zu übernehmen oder, sofern sie das Gesagte nicht interessiert, einfach nicht zuzuhören, sich gar umzudrehen und wegzugehen. Selbst wenn sich mehrere Kollegen zusammen tun, wird der Narzisst immer versuchen, das Gespräch in seine gewünschte Richtung zu lenken – zum Beispiel mit Erzählungen über seine hervorragenden Leistungen. Hat er fachlich nichts zu einem Thema beizutragen, lenkt er das Gespräch einfach auf ein anderes Thema – nur um im Mittelpunkt zu stehen. In solchen Situationen sind alle gefragt, dem Narzissten klare Grenzen aufzuzeigen.

Steht Kritik an, sollte man möglichst mit einem Lob beginnen – und dennoch kommt es oft zu einer heftigen Reaktion. Sinnvoll ist dann, diese einfach hinzunehmen und nicht persönlich zu nehmen. Denn der Schüssel zum Umgang mit Narzissten ist ein besonderes Maß an Abgrenzung. Ebenso wenn man merkt, dass man Arbeit zugeschoben bekommt. Dann ist ein klares Nein notwendig sowie sich nicht auf eine Diskussion einzulassen.

Kollegen durchschauen einen Narzissten relativ schnell, bei Vorgesetzten kann dies schon etwas länger dauern. Allerdings bleiben Narzissten selten lange bei einer Arbeitsstelle. Entweder erhalten sie wegen ihres antisozialen Verhaltens die Kündigung oder sie kündigen selbst, wenn die Kollegen ihre Spielereien nicht mitmachen.

 

Silvia Christine Strauch, ausgebildete Kommunikationstrainerin und Buchautorin, beschäftigt sich seit gut 40 Jahre mit der komplementären Medizin. Dabei liegen ihre Tätigkeitsschwerpunkte im Coaching, in der Personalführung sowie im Verkauf.

Die Ratgeber-Redaktion

Unter der Autor:innen-Bezeichnung REDAKTION veröffentlichten DIE RATGEBER von 2010 bis 2020 Gastbeiträge sowie Agenturmeldungen. Im August 2020 gingen die Inhalte von DIE RATGEBER auf die Webseite WIR SIND DER WANDEL über.