Mitbestimmung und Partizipation sind nicht länger nur Aufgabenfelder von Betriebsräten und Gewerkschaften. Jeder einzelne Beschäftigte soll eingebunden sein in die neuen Arbeitsformen von New Work. Sind die Wünsche von Arbeitnehmern dabei eine Generationen- oder Altersfrage oder ist das irrelevant?
Ein Gastbeitrag von Nicole Willnow
Vor kurzem schrieb ich über die Qualifikationen, die in der neuen Arbeitswelt wichtig werden. Die Fähigkeiten, die Arbeit- oder Auftragnehmer mitbringen bzw. lernen müssen. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist das, was sich die Arbeitnehmer zukünftig von den Arbeitgebern wünschen. Was erwarten Arbeitnehmer in der morgigen Arbeitswelt von ihren Arbeitgebern? Oder Projektarbeiter von ihren Auftraggebern?
Zuallererst geht es immer noch um den Austausch von Arbeit gegen Geld. Zeit und Leistung gegen “Miete zahlen können” oder die Lebenshaltung finanzieren können. Das wird sich auch in der Zukunft so schnell nicht ändern. Zumindest nicht, solange wir kein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) haben.
Für viele Beschäftigte gehören Kompromisse zum Alltag
Wer die Wahl hat, möchte darüber hinaus noch Spaß, Selbstverwirklichung, nette Kollegen, fähige Chefs und anderes mehr haben. Das ist nicht erst seit der Gen Y so. Allein, die idealen Vorstellungen, die alle haben, wenn sie Berufsanfänger sind, konnten viele Menschen in der Vergangenheit nicht unbedingt so leben wie geplant. Ob sich das bei den kommenden Generationen ändern wird? Für viele Beschäftigte gehören Kompromisse im Moment zum Alltag. Was könnte in Zukunft beim Arbeiten 4.0 oder bei New Work anders werden?
Wir erinnern uns: New Work nach den Vorstellungen von Frithjof Bergmann soll Freiräume für Kreativität und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit des Beschäftigten liefern. Und: “Die zentralen Werte der Neuen Arbeit sind Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an Gemeinschaft.“
Das kommt Arbeitnehmern entgegen, die eine bessere Vereinbarung von Beruf und Familie suchen, was angeblich wichtiger sein soll als die Höhe des Gehalts. Arbeitszeit-Flexibilität und Arbeitsort-Flexibilität helfen dabei natürlich. Sind Arbeitgeber schon auf dem Weg dahin? Konzerne und Wissensarbeiter ja, aber was ist mit den anderen?
Ein Arbeitsklima schaffen, das auf Fairness und Vertrauen aufbaut
Auch andere Arbeitgeber und Auftraggeber fühlen sich langsam, aber vermehrt in der Pflicht, ihren Beschäftigten mehr Partizipation einzuräumen. Es geht dabei nicht um die Mitbestimmung via Betriebsrat und Arbeitnehmervertretung.
Es geht darum, ein Arbeitsklima zu schaffen, das auf Fairness und Vertrauen aufbaut, und in dem der Arbeitende viel mehr selbst entscheiden kann. Das geht nur mit mehr Transparenz. Die wiederum auch für unternehmerisches Denken wichtig ist. Das kann man nämlich nur tun, wenn man weiß, wo das Unternehmen, für das man arbeitet, hin will, was es plant.
Eine offene Haltung zu haben und zu leben, die Kreativität zulässt, und Respekt und andere Werte zeigt, ist die ideale Voraussetzung für Arbeiten 4.0. Ein gutes Arbeitsklima schafft Verbundenheit, die gleichzeitig die Sicherheit gibt, welche von vielen Arbeitnehmern gewollt und gefordert wird. Gerade die Digitalisierung löst bei vielen Beschäftigten immer noch eher Unsicherheit aus, scheint zu komplex und unvorhersehbar. Da hilft Transparenz und Weiterbildung.
Ist Freizeit wichtiger als Arbeit?
Eine ganze Menge Dinge, mit denen Arbeitgeber der Zukunft in Vorleistung gehen sollen. Und das für Arbeitnehmer, denen Freizeit angeblich wichtiger ist als Arbeit. Und wer bringt dann in Zukunft noch das nötige Engagement auf, damit die Unternehmen all die Wünsche auch bezahlen können?
In einigen Bereichen bleibt den Unternehmen nichts anderes übrig, wenn sie überhaupt qualifizierte Köpfe beschäftigen will. In vielen anderen muss sich ein Gleichgewicht von Geben und Nehmen erst einspielen. Wie effektiv und rentabel diese Art Arbeit wird, muss sich noch beweisen. Es wäre begrüßenswert, wenn sich dieses neue produktive Miteinander auch in anderen Bereichen als bei Kopfarbeiten im Informationssektor in der Arbeitswelt durchsetzen kann. Dabei spielen allerdings so viele Faktoren eine Rolle, dass valide Vorhersagen noch nicht mit Sicherheit gemacht werden können.
Die Augenhöhe-Filme machen uns Hoffnung, dass immer mehr Unternehmen verstehen, was Mitarbeiter zukünftig erwarten und dass es allen nützt, ihnen entgegen zu kommen. Guckt Euch die Filme an und lasst uns alle unser Möglichstes versuchen, die Zukunft gemeinsam zu unser aller Vorteil zu gestalten. We can work it out, sagt Euch Eure Nicole.