Wen die Parteien entlasten würden

Menschen auf dem Weg zur Arbeit

Eine ZEW-Studie zur Bundestagswahl 2025 zeigt: Steuersenkungen von FDP, CDU/CSU und AfD begünstigen vor allem höhere Einkommen. SPD, Grüne, Linke und BSW entlasten dagegen mittlere und niedrige Einkommen.

Das ZEW Mannheim hat untersucht, wie sich die Parteiprogramme zur Bundestagswahl auf Privathaushalte auswirken. Die Steuersenkungen von FDP, CDU/CSU und AfD entlasten vor allem höhere Einkommensklassen, während die Programme von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Linken und BSW besonders für untere und mittlere Einkommen einen Zuwachs bedeuten.


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Ein ZEW-Forschendenteam analysierte die Auswirkungen zentraler Reformvorschläge zu Steuern, Mindestlohn und Sozialleistungen auf private Haushalte. Die fiskalischen Effekte die Wahlprogramme auf Sozialversicherung, Bundes- und Länderhaushalte sind hier zu finden.

SPD, Grüne, Linke, BSW und Union entlasten Geringverdiener

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtEin Alleinverdiener-Ehepaar mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen profitiert finanziell, wenn die Wahlprogramme von SPD, Grünen, Linken, BSW oder Union umgesetzt werden. Bei einem Bruttoeinkommen von 40.000 Euro jährlich stünden dieser Familie gerundet 6.150 (Linke), 1.010 (BSW), 870 (Grüne), 860 (SPD) bzw. 300 Euro (Union) mehr zur Verfügung.

Würden die Wahlprogramme von FDP oder AfD umgesetzt, hätte diese Familie weniger Geld: Beim AfD-Programm wären es jährlich 440 Euro weniger, beim FDP-Programm 1.520 Euro weniger. Bei der FDP liegt das an Reformplänen beim Bürgergeld. Bei der AfD ergibt sich das aus einer komplizierten Interaktion aus Steuererleichterungen und den Anrechnungsregeln beim Wohngeld. Bei einer tatsächlichen Umsetzung würden diese Schlechterstellungen vermutlich vermieden. Schon bei etwas höheren Einkommen von 60.000 Euro pro Jahr ergeben sich bei AfD und FDP deutliche Besserstellungen.

Spitzeneinkommen profitieren von Union, FDP und AfD

Bei den Programmen von Union, FDP und AfD profitieren Haushalte mit hohem Einkommen stärker von geplanten Steuerreformen. Ein Alleinverdiener-Ehepaar mit zwei Kindern erhielte bei einem Brutto-Jahreseinkommen von 180.000 Euro ein Plus von rund: 19.190 (AfD), 11.990 (FDP) bzw. 5.840 Euro (Union). Mit dem SPD-Programm hätte diese Familie 2.200 Euro mehr zur Verfügung. Bei den Grünen wüchse das Einkommen um 100 Euro, beim BSW bliebe es unverändert. Einzig das Programm der Linken würde das Einkommen dieser Familie um rund 800 Euro verringern.

„SPD, Grüne, Linke und BSW wollen untere und mittlere Einkommen entlasten. Sie würden das über höhere Steuern für Spitzenverdienerinnen und -verdiener finanzieren. Bei Union, FDP und AfD steigen hingegen die Entlastungen mit dem Einkommen“, erklärt Ko-Studienautor Prof. Dr. Holger Stichnoth, Leiter der Forschungsgruppe „Ungleichheit und Verteilungspolitik“ am ZEW.


Was wurde gerechnet?
Die ZEW-Forschenden untersuchten die finanziellen Wirkungen die Reformvorschläge verschiedener Parteien für Privathaushalte. Die Berechnung basiert auf Daten des Sozio-Ökonomischen Panels (SOEP). Berücksichtigt wurden die Programme der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien sowie des Bündnisses Sahra Wagenknecht. Waren die Vorschläge in den Programmen zu unkonkret, trafen die Forschenden plausible Annahmen auf Basis von Beschlüssen und Äußerungen der Parteien. Die Berechnung berücksichtigt keine ökonomischen Folgewirkungen. Ob ein angehobener Mindestlohn nicht nur das Einkommen erhöht, sondern auch Jobs kostet, oder Steuerentlastungen für Wirtschaftswachstum sorgen, wurde nicht berechnet. Die Berechnungen erfolgten in Kooperation mit der Süddeutschen Zeitung. Die SZ unterstützte bei der Recherche der Wahlprogramme, das ZEW führte die Berechnungen durch.


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