Weniger Einstiegsjobs, längere Bewerbungsprozesse

Frau steht an einem Treppengeländer

Einstiegsjobs werden knapp: Seit 2023 schrumpft ihr Anteil spürbar, Bewerbungen ziehen sich in die Länge. Akademiker:innen ringen stärker als Fachkräfte – oft vergeblich und ohne Antwort. Der Wandel in den Branchen verschärft die Situation.

Der Start ins Berufsleben verlangt derzeit viel Geduld. Eine aktuelle Stepstone-Analyse von über vier Millionen Stellenanzeigen (Januar 2020 bis April 2025) zeigt: Nach einem Nachfragehoch 2021 ist der Anteil der Jobs für Berufseinsteiger:innen seit 2023 im Vergleich zum gesamten Angebot auf stepstone.de deutlich gesunken. Im ersten Quartal 2025 liegt er 45 Prozent unter dem Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2025 – und damit sogar unter dem Niveau der ersten Corona-Monate.

„Für viele junge Menschen ist die Situation aktuell schwieriger als noch vor zwei bis drei Jahren“, sagt Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei The Stepstone Group. „Wir durchleben eine wirtschaftliche Schwächephase, aber gleichzeitig bleibt der Fachkräftemangel bestehen. Der demografische Wandel wird den Arbeitsmarkt schon in wenigen Jahren spürbar verschärfen. Deshalb gilt: Wer heute in Nachwuchstalente investiert, sichert sich morgen entscheidende Wettbewerbsvorteile.“

Ausbildung punktet: Akademiker:innen kämpfen härter

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtJunge Hochschulabsolventinnen stehen vor größeren Hürden als Gleichaltrige mit abgeschlossener Ausbildung. Das zeigt eine Stepstone-Befragung unter 260 Berufseinsteigerinnen. Akademiker:innen unter 30 verschicken im Median 40 Bewerbungen, um ein Vorstellungsgespräch zu bekommen. Bewerbende mit Ausbildung erreichen dieses Ziel schon mit 26 Bewerbungen. Trotz des höheren Aufwands führen bei beiden Gruppen nur drei bis vier Bewerbungen zu einem Gespräch.

Auch der Zeitaufwand unterscheidet sich: Hochschulabsolvent:innen investieren im Schnitt sieben Stunden pro Bewerbung, Ausbildungsabsolvent:innen fünf. Besonders frustrierend: 74 Prozent der Akademiker:innen berichten von Ghosting, also ausbleibenden Rückmeldungen. Bei Bewerbenden mit Ausbildung haben 61 Prozent diese Erfahrung gemacht.


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Strukturwandel bei Einstiegsjobs: Kontakt statt Verwaltung

Das Angebot an Einstiegsjobs hängt stark von Branche und Beruf ab. Seit 2022 ist die Zahl der Stellen in administrativen und datenverarbeitenden Bereichen wie Vertrieb (-56 Prozent), Personalwesen (-50 Prozent), Verwaltung (-34  Prozent) oder Kundenservice (-20 Prozent) deutlich gesunken. Gleichzeitig boomen Berufe mit direktem Menschenkontakt, etwa im Bildungsbereich (+96  Prozent) oder im Handwerk (+52  Prozent).

„Junge Menschen sollten nicht aufgeben. Die Jugendarbeitslosigkeit ist im europäischen Vergleich weiterhin sehr niedrig und der demografische Wandel steigert langfristig den Wert ihrer Arbeitskraft: Durch Digitalisierung und wirtschaftliche Transformation entstehen neue, hochwertige Jobs, während die Zahl der Arbeitskräfte sinkt“, sagt Zimmermann. „Unternehmen stehen vor der Herausforderung, junge Talente gezielt auf den Arbeitsmarkt von morgen vorzubereiten. Das erfordert neue Kompetenzprofile für die Ausbildung, etwa die Fähigkeit, mit KI-Tools zu arbeiten, sich in digitalen Umfeldern zurechtzufinden oder souverän mit Veränderungen umzugehen.“


Die Sonderauswertung basiert auf über vier Millionen Stellenanzeigen auf stepstone.de aus dem Zeitraum Januar 2020 bis April 2025. Jobs für Berufseinsteiger:innen anhand von Begriffen wie „Trainee“, „Berufseinsteiger:in“, „Absolvent:in“ oder „abgeschlossene Ausbildung“ identifiziert. Der Anteil dieser Anzeigen wurde mit dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre verglichen, um die Entwicklung sichtbar zu machen.

Die Umfrageergebnisse stammen aus der Stepstone-Studie „Hiring Efficiency“. Befragt wurden 260 aktiv suchende Berufseinsteiger:innen unter 30 Jahren mit abgeschlossener Ausbildung oder Hochschulabschluss. Die Daten sind Teil einer größeren Online-Befragung, die vom 25. Juni bis 2. Juli 2025 durchgeführt wurde. Insgesamt nahmen 4.023 Erwerbstätige und 308 Recruiter:innen in Deutschland teil. Die Stichprobe ist repräsentativ für die deutsche Erwerbsbevölkerung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bildungsstand.


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