Wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus und an welchen Orten wird Wissensarbeit zukünftig stattfinden? Welche Faktoren machen das Büro der Zukunft attraktiv? Joachim Gripp, CEO von Design Offices, hat Antworten.
In den letzten Jahren hat sich die Arbeitslandschaft drastisch verändert. Von der 4-Tage-Woche über das Homeoffice bis hin zur Präsenzpflicht – in den Unternehmen herrscht große Verunsicherung hinsichtlich der Gestaltung einer neuen Arbeitswelt, die den Bedürfnissen der modernen Gesellschaft gerecht wird. Gripp erklärt anhand von acht Thesen, wie sich der Arbeitsort der Zukunft verändert und damit den Bedürfnissen sowohl der Mitarbeitenden als auch der Unternehmen besser gerecht wird.
1. Das Büro hat als Ort des Leistungsnachweises ausgedient
In der Arbeitswelt der Zukunft wird es weder eine vollkommene Rückkehr ins Büro noch das ausnahmslose Homeoffice geben. Stattdessen etabliert sich immer mehr ein hybrides Modell aus mehreren räumlichen Optionen: eine Mischung aus Homeoffice, Arbeiten an sogenannten dritten Arbeitsorten wie Flex-Offices und dem Unternehmensstandort. Dabei eignen sich die Orte je nach zu erbringender Aufgabe unterschiedlich gut.
2. Innovation findet im Zwischenraum statt
Unternehmen mit einem hohen Innovationsbedarf brauchen mehr Büro. Kreative Gedanken entstehen im persönlichen Miteinander und die daraus entwickelten unausgegorenen Ideen können im Team weitergesponnen werden. Daraus entsteht Innovation, die über Videokonferenzen oder allein im Homeoffice nicht stattfindet.
Beschäftigte, die sich an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen, kommen gerne ins Büro
3. Menschen kommen für Menschen ins Büro
Damit Mitarbeitende wieder gerne ins Büro kommen, müssen Arbeitgeber etwas bieten, was es im Homeoffice nicht gibt. Der stärkste Anreiz ist hierbei das Zusammenkommen mit Menschen. Dazu bedarf es eines neuen Raumkonzepts, das Begegnung gezielt fördert.
4. Der Arbeitsort entscheidet über den Zugang zu Talenten
Im ländlichen Raum angesiedelte Unternehmen werden es auch in Zukunft schwer haben, junge, gut ausgebildete Talente für sich gewinnen zu können. Daher werden Arbeitgeber zukünftig häufig zusätzliche Offices in zentral gelegenen, attraktiven Stadtlagen nutzen, um Zugang zu dieser wichtigen Personengruppe zu erhalten.
5. Das Büro der Zukunft unterscheidet sich durch Service
Mitarbeitende, die sich an ihrem Arbeitsplatz rundum wohl und umsorgt fühlen, kommen gerne ins Büro. Nicht nur ein hochwertiges gastronomisches und technisches Angebot ist dabei wichtig, es kristallisiert sich auch immer mehr heraus, dass Mitarbeitende Socializing Formate wie gemeinsame Workshops, Grillabende oder Workouts wünschen.
Lieblose Einzelbüros locken Menschen nicht aus dem Homeoffice
6. Die Qualitätsanforderungen an Präsenzmeetings steigen
Wenn Mitarbeitende sich nur alle paar Wochen persönlich treffen, um gemeinsam Aufgaben zu erfüllen, erhält das Präsenzmeeting einen enormen Bedeutungszuwachs. Denn am Ende muss das Ziel der Veranstaltung erreicht werden. Das erfordert sehr viel mehr Vorbereitung als es früher nötig war. Teamarbeit muss gezielt gefördert werden, was ganz neue Kompetenzen durch Führungskräfte erfordert.
7. Mobiliar und Raumdesign bringt Menschen zusammen
Lieblos aneinander gereihte Einzelbüros, die durch triste graue Flure verbunden sind, locken Menschen nicht aus dem Homeoffice. Physische Reize, die durch anregende Räumlichkeiten, verschiedene Sitzgruppen oder Meeting-Landschaften gesetzt werden, haben einen Impact auf die Psyche, die Kreativität und Produktivität. Vor allem aber können Raumdesign und Mobiliar das Zusammenkommen von Menschen fördern. So entstehen tragfähige Netzwerke innerhalb von Organisationen, und Unternehmenskultur kann wachsen.
8. Unternehmen brauchen räumliche Flexibilität
Unternehmen fällt es heute schwer zu prognostizieren, welchen Platzbedarf sie in den nächsten Jahren haben werden. Zum einen benötigen sie dank Homeoffice meist weniger Platz, auf der anderen Seite erfordert die räumliche Distanz der Mitarbeitenden neue Raumkonzepte, die den Kontakt fördern. Auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind aktuell schwierig und der Fachkräftemangel macht es auch nicht leichter. Kurz: Die üblichen Mietverträge mit zehn Jahren Laufzeit sind für Unternehmen heute ein großes Risiko. Sie suchen nach flexibleren Lösungen, die ihnen jederzeit räumliches Wachsen oder Schrumpfen ermöglichen.
Führungskräfte sollten darüber diskutieren, wie für ihr Unternehmen die Arbeitswelt innovativ und nachhaltig gestaltet werden kann. Entscheidend für die Zukunft der Arbeit wird es sein, gut durchdachte, menschenzentrierte Arbeitsumgebungen zu schaffen. Daher wird die zukünftige Gestaltung einen maßgeblichen Einfluss darauf haben, wie Deutschland wirtschaftlich prosperiert und dabei gleichzeitig sicherstellt, dass jeder Einzelne von den Fortschritten in der Arbeitswelt profitiert.