Veranstaltungen vor Publikum zu moderieren treibt vielen Menschen den Schweiß auf die Stirn. Sie sind unsicher, wie sie sich vorbereiten sollen, und aufgeregt angesichts der anspruchsvollen Aufgabe. Die TV-Journalistin und Moderatorin Nicole Krieger verrät ihre persönlichen zehn Tipps für einen erfolgreichen Auftritt.
Die üblichen Kompetenzen, die in einem Rhetorikkurs oder bei Präsentationstraining vermittelt werden, reichen längst nicht aus, um eine Veranstaltung professionell zu moderieren. Veranstaltungsmoderatoren müssen ihr Publikum gewinnen und die Botschaft des Veranstalters an die Zielgruppe bringen.
Soziale Kompetenzen gelten im mittleren Management als eine sehr wichtige Schlüsselqualifikation. Wer ein Team motivieren kann, wer kritikfähig ist und gleichzeitig seine Ziele durchsetzt, hat also gute Chancen, es ganz nach oben zu schaffen.
Für Veranstaltungsmoderatoren gehören die Soft Skills gleichermaßen zu den wichtigsten Kompetenzen. Dabei unterscheidet die Psychologie mehr als 100 Persönlichkeitsmerkmale, die zu den sozialen Kompetenzen zählen. Werfen wir einen Blick auf die zehn wichtigsten Tugenden die Sie brauchen, um erfolgreich Veranstaltungen zu moderieren.
Ein Moderator wirkt nur dann glaubhaft, wenn er authentisch auftritt
Erstens: Authentizität – Stimmigkeit
„Sei du selbst!“, lautet das erste Gebot für Moderatoren. Damit ist gemeint: Verstelle dich nicht, spiele keine Rolle, sondern gib dich auf der Bühne so, wie du bist. Handle und rede authentisch und situationsgerecht wie im Alltag.
Zweitens: Gastgeberhaltung und Wertschätzung
Lieben Sie Ihr Publikum! Das heißt, begegnen Sie Ihrem professionellen Publikum genauso wertschätzend wie Ihren Gästen zuhause.
Drittens: Empathie
Damit ist die Fähigkeit gemeint, sich in andere Personen einfühlen zu können, ihre Gedanken, Gefühle und Motive zu erkennen. Dazu gehört auch, entsprechend darauf zu reagieren. Auf der Bühne ist das eine überlebenswichtige Fähigkeit.
Viertens: Wahrhaftigkeit
Diese Tugend ist sowohl für die Art und Weise Ihres Auftritts wichtig als auch für den Inhalt des Gesagten. Denn ein Moderator wirkt nur dann glaubhaft, wenn er authentisch auftritt und die Wahrhaftigkeit zu spüren ist.
Fünftens: Selbstbewusstsein
Diese Eigenschaft besitzt einen natürlichen Gegenspieler: den inneren Kritiker. Bei einem Auftritt hat der aber nichts zu suchen. Weisen Sie ihn daher in die Schranken und gehen Sie selbstbewusst an Ihre Aufgabe. Denn wer auf der Bühne moderiert, darf sich nicht wie ein kleines Kind hinter Mamas Hosenbein verstecken wollen.
Der innere Kritiker hat durchaus eine Daseinsberechtigung
Sechstens: Kritikfähigkeit
Der innere Kritiker jedoch hat durchaus eine Daseinsberechtigung. Und zwar dann, wenn er gefragt wird. Denn wenn sich das Selbstbewusstsein ganz ohne Regulativ auf der Bühne austoben könnte, hätten wir es mit einer selbstverliebten Rampensau zu tun.
Siebtens: Offenheit und Neutralität im Gespräch
Moderatoren müssen offen für Menschen und ihre Themen sein. Sie sollen sich unvoreingenommen einlassen auf ihre Gäste und das, was ihnen der Veranstalter als Programm aufgetragen hat.
Achtens: Flexibilität
Auch wenn es sich vielleicht um eine Reihe gleicher Veranstaltungen handelt, so gestaltet sich doch jede für sich einzigartig in Bezug auf das Publikum, den Ort, den Tag, das Wetter, die Stimmung und so weiter. Diese Einzigartigkeit macht den Reiz, aber auch die Schwierigkeit aus, Veranstaltungen zu moderieren. Flexibilität gibt Ihnen die Freiheit, auf ungeplante Situationen angemessen zu reagieren.
Neuntens: Belastbarkeit und Umgang mit Stress und Lampenfieber
Wer behauptet, dass Moderation ein leichter Job sei, der macht sich entweder selbst etwas vor, oder er hat noch nie auf der Bühne von Anfang bis Ende durch eine Veranstaltung geführt. Wenn eine Moderation gut ist, sieht sie leicht aus. Aber in Wirklichkeit ist sie anstrengend wie ein Marathon.
Zehntens: Kreativität und Mut
Viele Veranstaltungen sind langweilig, weil sich Moderatoren nichts trauen und sich an gängige Formulierungen halten, anstatt sich abseits davon zu bewegen. Deshalb: Seien Sie mutig! Zeigen Sie sich. Erzählen Sie Geschichten. Gehen Sie ins Publikum. Befragen Sie Ihre Zuschauer. Wagen Sie Neues. Machen Sie Dinge, mit denen das Publikum nicht rechnet. Sie müssen keinen Kopfstand auf der Bühne machen, aber Sie sollten etwas wagen. Ihre Zuschauer werden es Ihnen danken mit Aufmerksamkeit und Begeisterung.
Nicole Krieger ist TV-Journalistin, Moderatorin und Trainerin. Seit 1999 hat sie zahlreiche Fernsehsendungen und mehr als 700 Veranstaltungen aller Formate für Unternehmen, Ministerien und öffentliche Institutionen moderiert. Aus dieser Erfahrung entwickelte sie die Gastgeber-Methode für Veranstaltungsmoderation, die sie in Die Gastgeber-Methode ausführlich beschreibt.