Wie sich die Frauen im Weißen Haus Gehör verschaffen

Das Weiße Haus

Frauen werden häufiger als Männer unterbrochen und ihre Argumente werden seltener gehört. Um das zu ändern, haben sich die Mitarbeiterinnen im Weißen Haus eine clevere Strategie überlegt.

Das berichtet das Magazin Quartz über ein Interview einer ehemaligen Mitarbeiterin des Weißen Hauses mit der Washington Post. Frauen werden Untersuchungen zufolge nicht nur im Weißen Haus sondern in der Arbeitswelt generell weniger gehört. Sie werden häufiger unterbrochen oder ihre Argumente werden überhört. Mehr noch: Oft passiert es, dass ein Mann die vorgetragenene Argumente noch einmal zusammenfasst und als seine ausgibt. Im Englischen gibt es sogar einen Fachausdruck dafür: Manterrupting. Das Magazin verweist hier auf einen Artikel aus dem Time-Magazin aus dem Jahr 2015, das diese Phänomene beschreibt. Gut bekannt ist auch ein verwandtes Problem: Mansplaining, also wenn Männer Frauen ungefragt die Welt erklären, weil sie sich quasi automatisch als der Ranghöhere ansehen.

Barack Obama nahm die Frauen schließlich ernster

Um Manterruption zu unterbinden und zu verhindern, dass ein anderer das vorgetragene Argument wiederholt, um sich selbst zu profilieren, sollen dem Quartz-Bericht zufolge die Frauen im Weißen Haus verabredet haben, sich rethorisch zu unterstützen: Wenn eine Frau eine wichtige Idee äußerte oder ein entscheidendes Argument vortrug, wiederholte eine andere das Gesagte und lobt die Vortragende dafür. Das habe verhindert, dass ein Mann die Idee stehle. Verstärkung hätten die weiblichen Beschäftigten diese Methode genannt, heißt es in dem Artikel. Nach den ersten positiven Erfahrungen mit dieser Methode hätten die Frauen diese rehtorische Taktik einfach in den Alltag übernommen. Nach einiger Zeit hätte auch US-Präsident Barack Obama dies bemerkt und von sich aus häufiger die weiblichen Mitarbeiter nach ihrer Meinung oder Einschätzung zu einem Thema befragt. Die Meinung der Frauen sei so insgesamt wichtiger geworden.

Das Fazit lautet also: In einer stark von Wettbewerb dominierten Umgebung reicht es nicht, eine gute Idee zu äußern und auf Kooperation, Fairness und Anstand zu setzen. Man braucht ein Netzwerk von Verbündeten, um sich Gehör zu verschaffen.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.