Zwei Jahre Frauenquote hat nur wenig erreicht

Schattenspiele mit Menschen vor Skylines

Seit zwei Jahren gibt es mittlerweile die Frauenquote für die Aufsichtsräte der börsennotierten Unternehmen. Doch ihr Erfolg ist bisher nur mäßig.

Lange wurde um sie gerungen, der Widerstand war groß: 2016 dann trat die Quote für das Minderheitengeschlecht in den Kontrollgremien der börsennotierten Unternehmen endlich in Kraft. Doch tatsächlich bringt sie nur mäßigen Erfolg. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten ist seit Inkrafttreten des Gesetzes nur leicht gestiegen. Darum mahnt der Verband Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) Politik und Wirtschaft nun zu deutlich messbaren Fortschritten bei der Gleichberechtigung.

„Die Quote liefert den Beweis, da alle betroffenen Unternehmen, die ihre Aufsichtsräte neu gewählt haben, einen Frauenanteil von 30 Prozent oder mehr erreichen. Dies zeigt, dass es genügend qualifizierte Frauen für verantwortungsvolle Führungspositionen in Deutschland gibt“, sagt FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. „Wo keine Quote gilt, sieht es dagegen düster aus. Die DAX-Unternehmen, die nicht der festen Quote im Aufsichtsrat unterliegen, haben einen Frauenanteil von unter 20 Prozent.”

Vorstände oft noch frauenfrei

Noch weniger hat sich im operativen Bereich getan, da nämlich, wo wirklich die Entscheidungen für die Wirtschaft getroffen werden. In den Vorständen ist der Frauenanteil kaum gestiegen. Immer noch gibt es zahlreiche Konzerne, die im Vorstand sogar ganz ohne Frauen auskommen. Zwar haben sich die allermeisten Unternehmen freiwillige Zielvorgaben für die Posten im Spitzenmanagement gesetzt, aber die bleiben lange unter einem Bereich zurück, den man auch nur halbswegs als paritätisch bezeichnen könnte.

Schulz-Strelow: “Hier muss die Politik dranbleiben. Sonst setzt sie mit Nichthandeln das bisher Erreichte aufs Spiel. Wir sollten die Beharrungskräfte der Männerquote nicht unterschätzen.“

Nach den aktualisierten Zahlen des Women-on-Board-Index von FidAR mit Stand 31. Oktober 2017 liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 185 im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sowie der im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen der Privatwirtschaft bei 27,6 Prozent, dies entspricht einer Steigerung von nur 1,7 Prozentpunkten seit Anfang des Jahres (25,9 Prozent). Auf der Vorstandsebene kletterte der Frauenanteil um minimale 0,4 Prozentpunkte auf den weiterhin niedrigen Stand von 7,2 Prozent. Der WoB-Index misst seit 2010 den Fortschritt beim Frauenanteil in den Spitzenpositionen der Wirtschaft.

Auch bei öffentlichen Unternehmen gibt es noch viel zu tun

Auch bei den Öffentlichen Unternehmen bleiben die Zuwächse beim Frauenanteil weiterhin hinter den Erwartungen zurück. Hier gelten ab 1. Januar 2018 für die Bundesunternehmen höhere Anforderungen, dann müssen die Hälfte der vom Bund zu bestimmenden Aufsichtsgremiumsmitglieder Frauen sein. Mit Stand 1. Januar 2017 lag laut Public Women-on-Board-Index von FidAR der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der 415 größten öffentlichen Unternehmen bei 29,7 Prozent, in den Top-Managementorganen bei 17,3 Prozent. Vergleichbare Werte erzielen die 98 Bundesbeteiligungen. Dort liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien bei 29,8 Prozent, in den Managementorganen bei 15,3 Prozent.

„Die öffentlichen Unternehmen müssen eine Vorbildfunktion einnehmen. Die paritätische Zusammensetzung der Gremien ist hier das langfristige Ziel. Dies hat das Bundesgremienbesetzungsgesetz schon 1994 eingefordert”, sagt Schulz-Strelow.

Unterstützt wird FidAR von 16 weiteren Frauenverbänden, die sich zur Berliner Erklärung 2017 zusammengeschlossen haben. Gemeinsam fordern die Interessensvertretungen nicht nur mehr Frauen in Führungspositionen sondern auch eine faire Bezahlung von Frauen auf allen Unternehmensebenen sowie für transparentes Monitoring der entsprechenden Gesetze ein.

Tina Groll

Tina Groll, SPIEGEL-Bestsellerautorin und Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft, konzentriert sich als Autorin von WIR SIND DER WANDEL auf Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren” aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat und Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union.

Kommentare

  • Guter Artikel. Allerdings enthält er inen Fehler. Sie schreiben:
    “Zwar haben sich die allermeisten Unternehmen freiwillige Zielvorgaben für die Posten im Spitzenmanagement gesetzt…”
    Das stimmt bedauerlicherweise nicht. Der von Ihnen zitierte WoB-Indes stellte fest, dass 70 % !!! der Unternehmen keine Erhöhung des Frauenanteils in ihren Zielvorgaben anstreben.
    Trotzdem weiter so mit “Die Chefin”!

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