Junge Berufstätige weltweit – auch in Deutschland – streben nach finanzieller Unabhängigkeit, sinnstiftender Arbeit und mentalem Wohlbefinden. Das zeigt die aktuelle „Global Gen Z and Millennial Survey“ von Deloitte.
Dafür wurden rund 23.500 Gen Zs (Jahrgänge 1995–2006) und Millennials (Jahrgänge 1983–1994) aus 44 Ländern befragt, darunter über 800 aus Deutschland. Trotz finanzieller Sorgen strebt nur ein kleiner Teil Führungspositionen an – hierzulande etwa jede:r Zehnte.
Steigende Lebenshaltungskosten bleiben das größte Problem junger Berufstätiger. Weltweit haben 37 Prozent der Gen Zs und 35 Prozent der Millennials Schwierigkeiten, ihre monatlichen Ausgaben zu decken. Fast die Hälfte lebt von Gehaltscheck zu Gehaltscheck. In Deutschland fürchtet mehr als die Hälfte der Befragten, später nicht ausreichend für den Ruhestand vorsorgen zu können.
Sinn und Werte prägen die Arbeitgeberwahl
Geldsorgen, lange Arbeitszeiten und fehlende Wertschätzung belasten viele junge Berufstätige mental. Unterstützung bleibt oft aus: Lediglich 48 Prozent der deutschen Millennials glauben, dass ihr Arbeitgeber ihre mentale Gesundheit ernst nimmt. Global liegt der Wert bei 62 Prozent.
In Deutschland sagen 89 Prozent der Millennials und 86 Prozent der Gen Zs, dass Sinnhaftigkeit entscheidend für ihre Jobzufriedenheit ist. Fast die Hälfte der deutschen Gen Zs hat bereits einmal potenziellen Arbeitgeber abgelehnt, weil dessen Werte nicht passten – ein höherer Anteil als der globale Durchschnitt (41 Prozent). Auch Umweltaspekte gewinnen an Bedeutung: Zwar fordern deutsche Befragte weniger Engagement im Umweltschutz als der globale Durchschnitt, doch nachhaltiges Handeln wird auch hier zunehmend zum Kriterium für die Attraktivität eines Arbeitgebers.
Lernen statt Aufstieg: Entwicklung statt Karriereleiter
Nur sechs Prozent der Gen Zs weltweit eine Führungsposition an. In Deutschland sind es immerhin zehn Prozent. Doch wichtiger als Hierarchien ist den jungen Generationen die persönliche Weiterentwicklung: 69 Prozent der Gen Z und 54 Prozent der Millennials arbeiten mindestens einmal pro Woche gezielt an ihren Fähigkeiten – ein klares Zeichen für ihren Wunsch nach Fortschritt jenseits klassischer Karrierewege.
Allerdings klafft eine Lücke zwischen Anspruch und Realität: Rund 80 Prozent der Befragten in Deutschland wünschen sich gezielte Lernangebote. Gen Zs bevorzugen interne Weiterbildungen, Millennials finanzielle Unterstützung für externe Trainings. Doch viele erleben ihre Führungskräfte als wenig unterstützend. Besonders beim Thema Motivation bleibt die Praxis hinter den Erwartungen zurück.
GenAI verändert die Arbeitswelt
Drei Viertel der Befragten weltweit erwarten, dass GenAI ihre Arbeit innerhalb eines Jahres verändert. In Deutschland haben 50 Prozent der Gen Zs bereits eine GenAI-Schulung absolviert oder planen dies in den nächsten zwölf Monaten. Bei den Millennials sind es 39 Prozent. Schon jetzt nutzen 52 Prozent der Gen Z und 43 Prozent der Millennials entsprechende Tools. Die Mehrheit – 66 Prozent der Gen Z und 69 Prozent der Millennials – glaubt, dass GenAI ihre Leistung verbessert.
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Die Ergebnisse sind eindeutig: Junge Berufstätige wollen mehr als einen sicheren Arbeitsplatz. Sie suchen Sinn, Entwicklungsmöglichkeiten und echte Wertschätzung. Unternehmen sollten daher in faire Vergütungsmodelle, transparente Altersvorsorge und finanzielle Bildung investieren. Lernangebote müssen flexibel, praxisnah und individuell sein – besonders Gen Zs erwarten regelmäßige Weiterbildung.
Führung neu zu denken, heißt Verantwortung zu teilen. Modelle wie Tandem-Leadership oder rollenbasierte Führungsteams können Führungsaufgaben attraktiver machen und Talente fördern. Auch eine klar Haltung zu Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung wird immer wichtiger. „Wer junge Talente halten will, muss Sicherheit und Sinn bieten – und Führung neu definieren“, sagt Sebastian Pfeifle, Human Capital Lead im Consulting bei Deloitte Deutschland. „Nur mit echtem Engagement in Kultur und Verantwortung sowie die Weiterbildung ihrer Talente bleiben Unternehmen zukunftsfähig.“