Ängstliche Führungskräfte halten ihre Leute klein

Viele schwarz gekleidete Männer auf dem Weg ins Büro

Je härter der Wettbewerb in einem Unternehmen, desto eher sind Führungskräfte dazu geneigt, ihre Teams kleinzuhalten. Der Grund ist in der Regel Angst vor künftigen Rivalinnen und Rivalen.

Das berichtet Wirtschaftspsychologie aktuell über eine neue Studie Kühne Logistics University (KLU). Wenn Vorgesetzte den Aufstieg von Untergebenen sabotieren, gehen sie oft nicht offensiv vor sondern agieren im Verborgenen. Fatal ist: In der Regel trifft es die besonders Talentierten. Demnach werden häufig wichtige Informationen nicht weitergegeben, Arbeitsbereiche klein gehalten, interessante und verantwortungsvolle Aufgaben nicht übertragen und besonders häufig wird die Arbeit der Untergebenen stark kontrolliert, über die Maßen kritisiert und schlecht gemacht. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer regelrechten Sabotage der Karriere.

Social Undermining lautet der Fachbegriff für ein subtiles negatives Verhalten gegenüber Mitarbeitenden. Fatal ist auch, dass die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht wissen, was geschieht und Selbstzweifel entwickeln. Denn oft zeigen die Vorgesetzen ansonsten kein auffällig negatives Verhalten – in der Folge beziehen die sabotierten Beschäftigten die Kritik und die vielen kleinen Spitzen negativ auf ihre Arbeitsleistung. Ein wirtschaftlicher Schaden nicht nur für das Unternehmen, in dem Social Undermining vorkommt!

Social Undermining ist besonders in Firmen verbreitet, in denen es Bonussysteme gibt

Problematisch ist zudem, dass dieses Phänomen häufig auch die Personalauswahl beeinflusst. Engagierte Querdenker und Hochleisterinnen werden von ängstlichen Führungskräften selten ausgwählt, schließlich agieren sie aus der Angst heraus, dass die Untergebenen sie selbst überflügen könnten. Stattdessen bevorzugen sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihnen nicht gefährlich werden können.

Interessant ist auch, dass Social Undermining besonders in solchen Firmen verbreitet ist, in denen es Bonussysteme gibt, die einen starken Wettbewerb befördern. Klar ist hier: Einzige der Wettbewerb bestimmt darüber, wer einen wirtschaftlichen Vorteil hat und wer nicht.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.