Ist ein Wachstum auf minimalen Niveau jetzt eine gute Nachricht oder nicht? In diesen Tagen wurde zum dritten Mal infolge der Women-on-Board-Index veröffentlicht. Der Index misst, wie hoch der aktuelle Frauenanteil in den Spitzenpositionen der 160 DAX-Unternehmen ist.
Demnach beträgt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten derzeit 17,2 Prozent. 2011, als der Index erstmalig von dem Verein Frauen für die Aufsichtsräte (FidAr) und dem Bundesfamilienministerium veröffentlicht wurde, lag der Anteil noch bei zehn Prozent, im Vorjahr betrug er 15,8 Prozent. Auch in den Vorständen sind jetzt mehr Frauen – immerhin sechs Prozent der Posten sind mit Managerinnen besetzt. Vor drei Jahren waren es noch drei Prozent. Das ist eine Verdopplung. Dennoch bleiben 94 Prozent aller Vorstandsjobs fest in Männerhand und 82,8 Prozent der Posten in den Kontrollgremien der Aufsichtsräte.
Der Lobbyverein FidAr merkt dazu an, dass der Zuwachs deutlich unter den Vorjahren lag. Für viele Interessensvertreterinnen ist das nicht nachvollziehbar. Immerhin soll 2016 ohnehin die Frauenquote für die Aufsichtsräte kommen – und die soll 30 Prozent betragen. Neuesten Berechnungen nach müssten dann allerdings nur 99 Posten mit Frauen besetzt werden. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die Quote nur für die echten DAX-Unternehmen gelten soll. Nicht für die im MDAX, SDAX und TecDAX notierten Konzerne, für die aber der Women-on-Board-Index mitberechnet wird.
Es wird also auch weiterhin vor allem auf Freiwilligkeit gesetzt. Aber nur die Hälfte der 160 DAX-Unternehmen hat konkrete Ziele für einen höheren Frauenanteil in den Aufsichtsräten, für die Vorstände haben sich nur sieben Prozent der Konzerne eine Vorgabe gegeben – und nur 29 Prozent der börsennotierten Unternehmen haben Zahlen für die Führungspositionen vorgelegt.
Gesucht wird die Quoten-Frau
Jüngst hatte ich ein Gespräch mit einem nur auf Top-Managerinnen spezialisierten Headhunter, der in jüngster Zeit alle Hände voll zu tun hat, weibliche Spitzenführungskräfte an eben diese Konzerne zu vermitteln.
Im Gespräch erzählte er vertraulich davon, wie schwer es viele Managerinnen an der Spitze haben, auch wenn sich die Firmen öffentlich ganz anders positionieren und sich mit Frauenförderung ein attraktives Arbeitgeberimage geben wollen. Nicht wenige Führungsfrauen seien vor allem im eher “weiblichen” Personalbereich als Vorstand akzeptiert. Frauenfeindliche Sprüche gehören dem Headhunter zufolge zum Joballtag dieser Spitzenmanagerinnen. Das korrespondiert auch mit den Ergebnissen der in dieser Woche veröffentlichen Gewaltstudie der EU, in der vor allem Frauen in Führungspositionen von sexueller Belästigung und blöden Sprüchen bei der Arbeit berichten. Aber natürlich sei auch angemerkt, dass im Vorfeld zum 103. Internationalen Frauentag die Frauenlobby durchaus aktiv ist. Dennoch ist das Ergebnis doch ernüchternd.