Jede zweite Führungsfrau würde für Karriere umziehen

Frau schaut vor Wand hervor

“Wir haben keine geeignete Kandidatin gefunden, weil alle Frauen nicht bereit waren, für unser Unternehmen umzuziehen.” Das ist eine häufige Antwort auf die Frage, warum Frauen in Führungspositionen fehlen.

Angeblich, so heißt es, seien Führungsfrauen nicht flexibel genug und durch den Ehemann und die Familie gebunden. Das stimmt so aber nicht, belegt nun eine neue Untersuchung der auf Führungfrauen spezialisierten Personalberatung Hunting / Her und dem Frauennetzwerk Business and Professional Women (BPW) Germany e.V. Demnach ist fast jede zweite Managerin bereit, für die Karriere umzuziehen oder zu pendeln. Jede Vierte würde das sogar ins Ausland tun.

“Die heutige Generation von Führungsfrauen ist oft viel flexibler, als bisweilen angenommen wird”

Für die Untersuchung hatten die Autoren die Profile von 500 Managerinnen hinsichtlich ihrer Umzugsbereitschaft für die Karriere untersucht. „Unsere Auswertung zeigt, dass die heutige Generation von Führungsfrauen oft viel flexibler ist, als bisweilen angenommen wird,“ sagt Hunting/Her-Partner Christian Böhnke. Allerdings ist auch fast die Hälfte der Befragten regional gebunden – in der Regel wegen Kindern. „Würden wir die Familienplanung als Faktor herausrechnen, würden wir vermutlich ein annähernd identisches Bild wie bei männlichen Managern erhalten”, sagt Böhnke.

Für BPW-Präsidentin Henrike von Platen verdeutlicht dieses Ergebnis, wie wichtig eine Familienpolitik ist, die eine gleichberechtigte Gestaltung der Familienarbeit fördert.

Noch immer werden durch Ehegattensplitting, aber auch durch das Fehlen von einem Entgeltgleichheitsgesetz, das Frauen als wichtiges Instrument gegen eine Gehaltsdiskriminierung dient, die falschen Anreize gesetzt.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.

Kommentare

  • Wie viele (männlichen) Manager sind denn im Vergleich dazu bereit, umzuziehen? Auch nur 50% Oder mehr? Und wie viele männlichen Manager würden ins Ausland gehen? Auch nur 25%, oder mehr? Diese Zahlen sind sinnlos ohne eine Vergleichsbasis. Schade das die Vergleichsbasis von ‘advocacy research’ selten erhoben wird.

    (Das *alle* Frauen nicht bereit sind, umzuziehen, klingt etwas wie ein Strohmann — oder Strohfrau. Das es ein Problem ist, wenn man mit viel Aufwand nach einer passenden Person sucht und diese dann nicht umziehen will, daran ändert es nichts.)

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