Junge Frauen wollen nicht Chefin werden

Frau mit Handy in der Hand

Die junge Generation ist weniger an Karriere denn an Selbstverwirklichung interessiert. Das hat auch direkte Auswirkungen auf das Aufstiegsinteresse der jungen Männer und Frauen, geht aus der neuen Deloitte Millennial Survey hervor.

Zwar sind sowohl Männer als auch Frauen nicht so karriereorientiert wie noch die Berufsanfänger vor 10 Jahren. Bei den Frauen ist das Interesse aber noch einmal deutlich weniger ausgeprägt als bei den Männern. Nicht einmal jede dritte junge Frau möchte eine Führungsposition übernehmen.

Bei den Männern ist es immerhin fast jeder Zweite. Ganz anders dagegen in Asien, wo zwei Drittel der Männer und Frauen sich vorstellen können, eine leitende Position zu übernehmen.

Auch verbinden die jungen Männer – und das weltweit – eher Charisma, Dominanz und die Fähigkeit, eine Vision zu haben, mit einer Führungsposition, während die jungen Frauen als Führungskräfte mehr Wert auf soziale Verantwortung, gute Arbeitsbedingungen und Persönlichkeit legen.

Allerdings haben die Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger auch den Eindruck, dass sie im Arbeitsleben noch nicht richtig ernst genommen würden. Gerade einmal 22 Prozent der Einsteigerinnen und Einsteiger finden, dass sie voll eingesetzt werden und die Wirtschaft ihre Kompetenzen und ihr Wissen gut nutzt. Und fast zwei Drittel der Hochschulabsolventen und Hochschulabsolventinnen ist der Meinung, dass ihnen ihr Wissen aus dem Studium etwas nützen würde.

Frauen sehen sich auch nicht als Gründerinnen

Insgesamt zeigt sich auch, dass die Berufsanfänger Profitstreben kritisch sehen. Wachstum ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit lehnen weltweit dreiviertel der Befragten ab. Die Jungen wünschen sich eine gerechtere und sozialere Welt. Darum sollten ihrer Ansicht nach Unternehmen auch eine stärkere ethische Verantwortung übernehmen.

Interessant auch: Die jungen Erwachsenen in den hochentwickelten Staaten stehen der Gründung eines Unternehmens skeptischer gegenüber als ihre Altersgenossen aus den Schwellen- und Entwicklungsländer. Auch hier zeigt sich ein riesiger Gap zwischen den Männern und Frauen.

Deloitte hatte weltweit 7.806 nach 1982 geborene Männer und Frauen nach ihren Erfahrungen und Erwartungen im Arbeitsleben befragt.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.

Kommentare

  • Dann steht es doch um die Jugend ganz gut, oder? Ich finde nämlich auch, dass Karriere nicht alles ist. Es widerstrebt mir, die Ellbogen auf Kosten anderer einzusetzen.

    Gruß Lukas

  • Es ist richtig, dass die Interessen tiefgründiger verfolgt werden, jedoch teile ich die Ansicht von Lukas, dass Karriere nicht alles ist. Viel wichtiger finde ich den Aspekt wie man die berufliche Karriere und die Familie miteinander ausbalancieren kann. Oft entscheidet man sich bei der Berufsfindung zwischen einem Familären oder Erfolgsbasiertem Unternehmen. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass (gerade auch wir Frauen) Führungspositionen besetzen können/möchten, solange der familäre Aspekt nicht in den Hintergrund rutscht (Gerade junge Frauen in der Hinsicht bei der Beruflichen Orientierung).

    @tina, danke für den tollen Beitrag, die Infografik finde ich sehr gelungen 😉

    LG, Rita.

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