Kunst hilft Managern bei einem guten Führungsstil

Mit in Anzug mit Ringelsocken

Poetik und Musik machen nicht nur kreativ, Kunst kann auch dabei helfen, den Führungsstil zu verbessern. Das haben schwedische Forscher in einer neuen Studie herausgefunden, über die Wirtschaftspsychologie aktuell berichtet.

Demnach ließ ein Wissenschaftlerteam des Karolinska-Institut in Stockholm testen, ob kunstbasiertes Führungstraining einen positiven Effekt auf Führungskräfte hat. Insgesamt nahmen 48 Manager als Probanden teil. 23 Führungskräfte bekam ein kunstbasiertes Training, die 25 anderen eine gewöhnliche Managerschulung. Und siehe da: Im Vergleich zu einem normalen Manager-Training ohne Lyrik und Musik waren die künstlerisch geforderten Führungskräfte selbstkritischer, bescheidener und sogar verantwortungsbewusster. 48 Probanden nahmen an der Studie teil – allesamt Manager

Das kunstbasierte Training umfasste 12 Sitzungen á drei Stunden. Hier hörten die Probanden Collagen aus Gedichten, Prosa und Sachtexten und klassische Musik. Es ging um Themen wie Holocaust, Machtmissbrauch oder Einsamkeit, Widerstand, Mitgefühl und Empathie. Außerdem tauschten die Probanden in den Trainings ihre Eindrücke und Gefühle miteinander aus und sie sollten darüber schreiben, was sie dachten. Ein direkter Bezug zu ihrer Aufgabe als Führungskräfte wurde allerdings nicht hergestellt. Insgesamt fanden die Training in einem Zeitraum über 10 Monate statt.

Kunst ist ein wertvolles Mittel, um Veränderungen und Reflexionsprozesse anzuregen

Auch das konventionelle Training sah 12 jeweils dreistündige Sitzungen vor. Hier hörten die Manager Vorträge und beschäftigten sich mit klassischen Managementfragen wie Leitung von Teams, Gruppenpsychologie, Kommunikation oder Changemanagement. In Gruppen diskutierten die Manager hinterher die Themen und tauschten ihr Wissen aus.e.

Nach den Weiterbildungen wurden die Manager und auch ihre Mitarbeiter nach ihrem Umgang mit Stress befragt und dazu, wie sie in bestimmten Problemsituation reagierten. Neigten sie eher zu einem Stil des Nicht-Entscheidens, Nicht-Reflektierens und Nicht-Handelns und wie schätzten sie sich selbst ein – und wie schätzten ihre Mitarbeiter ihren Führungsstil ein? Interessant dabei war, dass sich die Manager, die das Kunsttraining gemacht hatten, sich offenbar realistischer einschätzen konnten. Ihre Antworten entsprachen viel mehr dem Bild, das auch ihre Mitarbeiter von ihnen hatten. Sie waren anscheinend bescheidener geworden, zumindest aber selbstreflektierter. Auch schienen sie mehr Verantwortung zu übernehmen und mehr Engagement zu zeigen. Dagegen überschätzten sich die Manager, die das konventionelle Training durchlaufen hatten. Ihre Selbstwahrnehmung stimmte viel häufiger nicht mit dem Bild überein, das ihre Mitarbeiter von ihnen und ihren Leistungen hatten. Und nicht nur das: Auch konnten die künstlerisch geschulten Führungskräfte etwas besser mit Stress umgehen.

Die Forscher interpretieren die Ergebnisse so, dass Kunst offenbar ein wertvolles Mittel ist, um Veränderungen und Reflexionsprozesse bei Führungskräften anzuregen.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.