Mittelmanagement braucht neue Rolle

Männerbeine auf Straße

Sie sind gefangen in der Sandwich-Position: Ein bisschen weisungsbefugt nach unten, aber mit Ansagen von oben müssen Führungskräfte im Mittelmanagement vor allem die Digitalisierung umsetzen. Dadurch fühlt sich fast jeder Zweite belastet, zeigt eine neue Studie.

Aus dem Führungsbarometer 2017 des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Change-Beratung Penning Consulting geht hervor, dass sich die Aufgabe der Führungskräfte im Mittelmangement deutlich verndert hat. Die hohe Marktvolatilität führt demnach bei 84 Prozent der Unternehmen zu grundlegenden Veränderungen in den Prozessen, Digitalisierung (81 Prozent) und Innovation (78 Prozent). Und das wiederum stellte das mittlere Management vor neue Anforderungen.

Die Führungskräfte auf der mittleren Ebene fühlen sich der Studie zufolge daher stark unter Druck. Fast jeder Zweite gibt an, dass er oder sie sich belastet oder sogar überlastet fühlt. Ein Grund für die Belastung ist auch die veraltete Rollendefinition des mittleren Managements. Sie müssen nämlich einerseits das Tagesgeschäft verantworten, andererseits maßgeblich die Veränderungsprozesse antreiben. Das führt zu einer Verdichtung der Aufgaben. Können die Führungskräfte im Mittelmanagement dann nicht selbständig Entscheidungen treffen und sind von den Vorgaben aus dem Top-Management angewiesen, verstärkt dies den Druck und die Arbeitslast. Ein neues Rollenverständnis ist daher nötig.

Mehr Entscheidungsspielraum nötig

Mittelmanagerinnen und -manager sollten mehr wie Berater und Entwickler von sich selbst steuernden Teams fungieren. Zugleich benötigen sie mehr Entscheidungsspielraum und Verantwortungsfreiheit, um ihrer neuen Rolle gerecht zu werden. So zeigt die Studie auch: Da, wo Mittelmanager ein neues Rollenverständnis haben, können sie auch mit Belastungen besser umgehen: 67 Prozent der Führungskräfte, die sich weniger belastet fühlen, übernehmen die Rolle als Coach und Unterstützer ihrer Mitarbeiter. Bei denjenigen mit einem starken Gefühl der Belastung sind es nur 40
Prozent.

Allerdings: Die Rollendefinition des mittleren Managements muss vom Top-Management beantwortet werden. Denn hier wird nach wie vor die Strategie festgelegt.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.

Kommentare

  • Großartiger Artikel: Rollenklärung und Rollendefinition ist ein wichtiger Aspekt von Changemanagement-Prozessen und idealerweise inklusiver Konfliktbearbeitung.

  • Sehr gut beobachtet – genau das sind die Themen der mittleren Führungsebene.
    Genau dazu gebe ich auch Seminare, in denen es darum geht, die Rolle des Coaches und Unterstützers nach unten auszufüllen und gleichzeitig sich die Befähigungen dazu ‘von oben’ auch zu holen. Da sollte die Führungskraft nicht nur in freudiger Erwartung sein, sondern auch das artikulieren, was sie braucht.

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