Viele Führungskräfte versagen bei Kündigungen

Ein Paar sitzt auf einem Sofo vor Panoramafenster

Ein Trennungsgespräch ist immer eine Herausforderung – für die, die die Kündigung aussprechen und für die, die ihren Job verlieren, denn für sie verändert sich mit der Nachricht vieles.

Im schlimmsten Fall ist eine Kündigung der Beginn einer schweren persönlichen Krise, weil der Lebensunterhalt wegfällt, vielleicht ein Sinn im Leben oder viele soziale Kontakte. Umso wichtiger ist es, eine solche Nachricht angemessen überbringen zu können. Aber genau darin tun sich viele Führungskräfte schwer, so eine Studie des Beratungsunternehmens Kienbaum. Demnach fühlen sich Führungskräfte unsicher, auch hat das fehlende Know-how der Führungskräfte teils schwerwiegende Folgen für das Unternehmen. Kienbaum befragte für die Untersuchung knapp 300 Führungskräfte zu ihren Erfahrungen bei Kündigungsgesprächen.

Wie die Wirtschaftswoche berichtet, meinten 75 Prozent der befragten Personalverantwortlichen, “dass sich schlechtgemachte Trennungen über Online-Plattformen herumsprechen und sich negativ auf das Arbeitgeberimage auswirken. Mehr als die Hälfte glauben sogar, dass es schwieriger wird, gute Fach- und Führungskräfte zu rekrutieren, wenn sich der schlechte Stil herumspricht.”

Im besten Fall trennt man sich einvernehmlich und auf Augenhöhe

Viele bemängelten einerseits, dass es an konkreten Vorgaben für den Ablauf von Trennungsprozessen fehle. Und andererseits, dass Erfahrungen und Kenntnisse über die Prozesse und Verantwortlichkeiten fehlten. Oftmals wird die Trennung an das HR-Management übertragen – hier aber fühlen sich die Mitarbeitenden oft auch nicht zuständig. Denn die Entscheidung, einen bestimmten Mitarbeiter zu kündigen, fällt in der Regel nicht in der Personalabteilung, sondern in den jeweiligen Fachabteilung – und dort von den zuständigen Führungskräften, die daher auch die Verantwortung übernehmen müssen. Zudem gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie nicht systematisch darauf vorbereitet würden.

Das ist jedoch wichtig. Denn wer sich unsicher und unvorbereitet fühlt, macht auch häufiger Fehler. Zudem bedeutet dies zusätzlichen Stress, der sich auch auf die zu kündigende Person übertragen kann – und die Situation damit verschlimmert. Dagegen zeigen viele Untersuchungen: Ist ein Trennungsgespräch gut vorbereitet, weil es vorher bereits Gespräche gab, in denen beispielsweise über eine fehlende Leistung gesprochen und auch Ziele vereinbart wurden, die nachweislich nun nicht erreicht wurden, kann das Trennungsmanagement gelingen – vor allem, wenn ein Leitfaden für faire Trennungsgespräche existiert. Dann nämlich trennen sich im besten Fall beide Seiten einvernehmlich und auf Augenhöhe voneinander.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.