In Europa wohnen immer mehr Menschen allein – vor allem ältere und männliche Singles prägen das Bild. Laut Eurostat ist das Alleinleben heute die häufigste Haushaltsform, während klassische Familienmodelle an Bedeutung verlieren.
Laut der Statistikbehörde Eurostat gab es 2024 europaweit 202 Millionen Haushalte. In 75 Millionen davon lebten Einzelpersonen ohne Kinder. Damit ist das Alleinleben die verbreiteste Lebensform – noch vor Paarhaushalten oder Familien mit Kindern. An zweiter Stelle stehen Paare ohne Kinder mit 49,1 Millionen Haushalten. Auf Platz drei folgen andere kinderlose Haushalte, vor allem Wohngemeinschaften und Mehrpersonenhaushalte ohne Paarbindung (30,5 Millionen). Erst danach kommen klassische Paare mit Kindern (30,3 Millionen.
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Auffällig: Haushalte mit Kindern nehmen ab. Seit 2015 sank die Zahl der Paarhaushalte mit Kindern um 4,4 Prozent – stärker als bei jeder anderen Form. Auch Wohngemeinschaften von nicht verpartnerten Erwachsenen verloren leicht an Bedeutung (1,6 Prozent). Das Alleinleben im Alter wächst besonders stark. Laut Eurostat stieg die Zahl alleinlebender Menschen über 64 Jahren in den letzten zehn Jahren um 19,8 Prozent – deutlich mehr als in der Altersgruppe 18- bis 64-Jährigen, wo der Zuwachs bei 12,7 Prozent lag. Diese Entwicklung spiegelt die steigende Lebenserwartung und veränderte Partnerschaftsbiografien wider. Hinzu kommt: Viele ältere Menschen entscheiden sich bewusst für ein Leben allein oder bleiben nach dem Tod des Partners in ihrer Wohnung. Soziale Isolation und Vereinsamung werden damit zu zentralen Herausforderungen der Sozialpolitik in der alternden Gesellschaft.
Männer leben öfter allein – Frauen sind häufiger alleinerziehend
Ein Blick in die Statistik zeigt geschlechterspezifische Unterschiede: Männer leben häufiger allein, während Frauen zwischen 25 und 54 Jahren deutlich öfter alleinerziehend sind. 5,4 Prozent der Frauen in dieser Altersgruppe ziehen mindestens ein Kind allein groß, bei den Männern sind es nur 1,0 Prozent. Diese Unterschiede spiegeln nicht nur traditionelle Rollenbilder, sondern auch strukturelle Realitäten: Frauen übernehmen nach Trennungen oder bei ungewollter Elternschaft meist die Hauptverantwortung für die Kinder.
Ein weiteres Problemfeld beleuchtet Eurostat: Haushalte ohne Erwerbstätige. 2024 lebten 8 Prozent aller Kinder in Haushalten ohne Job – dieselbe Quote gilt für Erwachsene zwischen 18 und 59 Jahren. Der Anteil dieser “joblosen Haushalte” ist seit 2015 leicht gesunken, bleibt aber ein sozialpolitisches Risiko.
Bemerkenswert: Der Rückgang war bei Erwachsenen stärker als bei Kindern. Vor zehn Jahren lebten 10,8 Prozent der 18- bis 59-Jährigen in Haushalten ohne Beschäftigung, bei den Kindern waren es 10,1 Prozent. Heute liegt der Anteil in beiden Gruppen bei 8 Prozent. Das zeigt, dass sich die wirtschaftliche Lage vieler Haushalte verbessert hat – auch wenn Kinder weiterhin besonders gefährdet bleiben.

