Burnout zwingt viele Ärzt:innen vorzeitig in den Ruhestand – mit spürbaren Folgen für die Gesundheitsversorgung. Eine Leipziger Studie belegt: Erschöpfung betrifft nicht Einzelne, sondern wurzelt im System.
Viele Ärzt:innen in Sachsen erwägen, früher als geplant in den Ruhestand zu gehen –Burnout spielt dabei eine zentrale Rolle. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Universität Leipzig, die in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landesärztekammer entstand und in deren Auftrag durchgeführt wurde. Die Ergebnisse erschienen im Fachjournal „BMC Public Health“.
„Die Gesundheit der sächsischen Ärzt:innen ist die Basis für eine gute medizinische Versorgung der Bevölkerung in Sachsen. Deshalb haben wir diese Studie in Auftrag gegeben, um mit deren Ergebnissen Verbesserungen in Klinik und Praxis anzustoßen“, erklärt Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer.
Burnout betrifft nicht nur Einzelne
Zwischen 2020 und 2024 befragten die Forschenden 320 Ärzt:innen aus Sachsen, die in der Patientenversorgung tätig sind. Sie untersuchten, wie stark sich die Befragten ausgebrannt, emotional erschöpft oder überfordert fühlten – und ob sie einen vorzeitigen Ruhestand in Betracht ziehen.
„Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass Burnout kein individuelles Problem einzelner Ärzt:innen ist, sondern ein strukturelles Risiko für die Gesundheitsversorgung insgesamt sein kann“, sagt Dr. Franziska Jung, Erstautorin der Studie. Die Wissenschaftlerin des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) betont: „Wer dauerhaft an seine Belastungsgrenzen stößt, zieht sich früher aus dem Beruf zurück – und das verschärft den Ärztemangel zusätzlich.“
Früher Ruhestand als Folge
Rund 40 Prozent der Befragten gaben an, frühzeitig in den Ruhestand gehen zu wollen. Besonders auffällig: Ein Anstieg des Burnout-Werts erhöhte die Wahrscheinlichkeit, den Renteneintritt vorzuziehen, um zwölf Prozent.
Zur Erfassung von Burnout nutzten die Forschenden den international anerkannten Fragebogen „Copenhagen Burnout Inventory“. Dieser misst neben dem Gesamtwert auch die Dimensionen „persönliches Burnout“ (körperliche und psychische Erschöpfung), „patientenbezogenes Burnout“ (Belastung durch die Arbeit mit Patient:innen) und „arbeitsbezogenes Burnout“ (Erschöpfung durch die Arbeit im Allgemeinen).
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Persönliche Belastung am stärksten ausgeprägt
Am stärksten zeigte sich Burnout im Bereich der persönlichen Belastung. Parallel dazu befragten die Forschenden die Teilnehmer:innen zu ihren Ruhestandsplänen. Ein höheres Maß an arbeitsbedingtem Burnout erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer Frühverrentung um sieben Prozent. Persönliches und patientenbezogenes Burnout zeigten hingegen keinen signifikanten Einfluss auf den Wunsch, den Beruf früher zu verlassen.
Die Studie macht deutlich: „Der Schutz der psychischen Gesundheit von Ärzt:innen ist ein Schlüssel, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Zukunft sicherzustellen. Wir sehen deshalb dringenden Handlungsbedarf, um vor allem ein vorzeitiges Ausscheiden aus der Versorgung von Patient:innen zu vermeiden“, sagt Prof. Dr. Steffi G. Riedel-Heller, Leiterin der Studie und Direktorin des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Medizinischen Fakultät, Universität Leipzig.

