Die Frau soll weniger verdienen

Frau schaut vor Hauswand hervor

Viele Männer tun sich nach wie vor schwer damit, wenn ihre Partnerin mehr Geld verdient als sie. Ob sie Frauen vielleicht sogar davon abhalten, mehr zu verlangen, untersuchte aktuell die City, University of London.

Eine entsprechende Vermutung hatten bereits Forscherinnen und Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsfoschung in einer Studie vor einiger Zeit geäußert. Jetzt legt eine britische Untersuchung nahe, dass hier ein Zusammenhang bestehen könnte. Diese Studie der City, University of London zeigt, dass Ehemänner in Großbritannien sogar psychisch darunter leiden, wenn ihre Frauen mehr Geld verdienen als sie selbst.

Für die Untersuchung hatten die Forschenden das Partnerlohngefälle (Partner Pay Gap, PPG) untersucht. Sie stellten dabei fest, dass Männer zurfriedener waren, wenn sie ein höheres Einkommen als ihre Frau hatten. Dieser positive Effekt zeigte sich auch, wenn sie eine Gehaltserhöhung bekamen und somit ausgleichen konnten, wenn ihre Frau zuvor mehr Gehalt als sie hatten. Männer, die aber weniger Lohn als ihre Partnerinnen hatten, waren mit ihrem Leben insgesamt weniger zufrieden. Bei den Frauen hingegen hatte die Einkommenshöhe keine Auswirkungen auf die eigene Zufriedenheit: Zwar freuten sich auch die Frauen über eine Gehaltsanpassung, ihnen war es aber egal, ob sie mehr oder weniger Geld verdienten als der Partner.

Männer unterstützen ihre Frauen weniger bei Gehaltsforderungen

Zudem zeigte sich, dass die Männer häufiger ihre Frauen auch nicht dabei unterstützten, das Gehalt nachzuverhandeln – möglicherweise, weil sie befürchteten, dass sie dann weniger Geld zum Familieneinkommen beitragen würden als die Partnerin und dies dem tradierten Rollenmuster widersprach. Zudem scheinen Männer auch darum eher solche Rollenmodelle zu befürworten, in denen das Lohngefälle zwischen den Partnern fortgesetzt wird.

Die Forscherinnen schlussfolgern daraus, dass politische Agenden, die einen progressiven Wandel hin zur Gleichberechtigung der Geschlechter anstreben, dies berücksichtigen müssen.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.