Erbschaften verschärfen soziale Ungleichheit

Frau auf Rolletreppe

Erneut stellt eine Studie fest: Nichts vergrößert die soziale Ungleichheit so sehr wie Erbschaften. Wird es Zeit für eine Erbschaftssteuer?

Reiche in Deutschland werden durch Erbschaften noch reicher. Vor allem durch die Weitergabe des angehäuften Vermögens innerhalb der Familie vergrößert sich die soziale Spaltung, so eine neue Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Demnach geht fast die Hälfte des Erbschafts- und Schenkungsvolumens an die reichsten zehn Prozent der Erbenden oder Beschenkten.

Nach der Studie des DIW, der Universität Vechta und des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) haben in den vergangenen 15 Jahren rund zehn Prozent aller Deutschen über 18 Jahren geerbt oder eine größere Schenkung erhalten. Im Schnitt belief sich das Erbe inflationsbereinigt pro Person auf rund 85.000 Euro, bei Schenkungen sogar auf 89.000 Euro. Der Grund für den Unterschied ist simpel: Schenkungen werden in der Regel häufiger von Vermögenden getätigt. Gegenüber dem Jahr 2001 erhöhte sich die Durchschnittssumme um jeweils etwa 20 Prozent. Verglichen wurde der Zeitraum 1986 bis 2001 mit den Jahren 2002 bis 2017. Befragt wurden 15.000 Haushalte im Rahmen des sogenannten Sozio-ökonomischen Panels (SOEP).

Änderungen des Steuerrechts vorgeschlagen

Die Daten zeigen zwar, dass mehr vererbt worden ist, und dass das Vermögen auch auf im Schnitt mehrere Personen verteilt wurde. Dennoch hat sich der Abstand zwischen denen, die etwas erben und jenen, die nichts bekommen, vergrößert.

Die Expertinnen und Experten bringen daher eine Änderung der Steuerpolitik ins Spiel – über eine Erbschaftssteuer müsse demnach neu nachgedacht werden. Denkbar sei, dass das Vererben großer Vermögen mit der Zehnjahresfrist zeitlich gesplittet wird. Derzeit können alle zehn Jahre Freibeträge in Anspruch genommen werden. Bei Kindern sind es 400.000 Euro pro einzelnem Elternteil.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.