Home-Office macht Deutsche zu Aktionären

Eine Karte mit Schriftzug buy und eine Karte mit Schriftzug sell

In der Corona-Pandemie ist die Zahl der Menschen, die erstmals Aktien gekauft haben, stark gestiegen. Was offenbar auch an der verstärkten Nutzung des Home-Office gelegen haben soll, so eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Rund fünf Prozent der arbeitenden Bevölkerung hierzulande haben im Corona-Jahr 2020 erstmals eine Aktie gekauft oder in einen Aktienfonds investiert. Ein deutlich höherer Anstieg innerhalb eines Jahres als vor der Pandemie – was ein ungewöhnlich starker Anstieg innerhalb eines Jahres ist. Aber warum ausgerechnet in dieser Zeit?

Die Forscherinnen und Forscher des DIW vermuten, dass die Menschen mehr Zeit hatten, weil sie weniger pendeln mussten. Zudem hatten viele auch etwas mehr Geld zur Verfügung, weil durch die Lockdowns nicht so viele Konsumausgaben wie üblich getätigt werden konnten. Zugleich wurde das Thema Aktienbesitz durch das Aufkommen der sogenannten Neobrokerinnen und Neobroker bekannter: Trading-Apps, Online-Plattformen und auch Medienberichte erzeugten teilweise einen Hype. Ferner konnten sich viele Beschäftigte im Home-Office ohne die soziale Kontrolle durch Kolleginnen und Kollegen wesentlich intensiver mit dem Aktienhandel beschäftigen.

Aktienbesitz besser fördern

Wir sind der Wandel-Newsletter2020 besaßen rund 23 Prozent aller Erwerbstätigen Aktien, so die Auswertung von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), einer repräsentativen Wiederholungsbefragung von Privathaushalten in Deutschland. Selbst wenn berücksichtigt wird, dass sich der Aktienbesitz nach Geschlecht, Herkunft und Einkommen unterscheidet, hatten Beschäftigte im Home-Office eine um 5,7 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit, Aktien zu besitzen, so das DIW. Aktien wurden dabei auch von Menschen mit geringem Einkommen gekauft: Die größte Rolle für einen Neueinstieg spielte das Home-Office im untersten Viertel der Einkommensverteilung, wie die Forscherinnen und Forscher herausfanden. Ihr Rat an den Staat daher: Aktienbesitz beispielsweise über das Vorhaben der Aktienrente, mehr finanzielle Bildung oder auch finanzielle Anreize für Arbeitgeber besser zu fördern, um auf diesem Weg Aktienbesitz verbreiteter zu machen.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.