Wenn sich in Schulklassen zwei gleich große Gruppen von Schüler:innen mit und ohne Migrationshintergrund gegenüberstehen, bröckelt der soziale Zusammenhalt.
Das zeigt ein umfangreiches Feldexperiment an deutschen Schulen, dessen Ergebnisse im ifo Schnelldienst veröffentlicht wurden. „Ob kulturelle Vielfalt in Schulklassen den sozialen Zusammenhalt stärkt, hängt entscheidend von der Form der Diversität ab“, erklärt ifo-Forscher Helmut Rainer.
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Die Studie beleuchtet, wie die Zusammensetzung einer Klasse die Kooperationsbereitschaft zwischen Schüler:innen mit und ohne Migrationshintergrund beeinflusst. Das Fazit: Vertrauen und Kooperation gedeihen besonders, wenn viele kleinere Herkunftsgruppen vertreten sind oder eine klare Mehrheit keinen Migrationshintergrund hat. „Für den sozialen Zusammenhalt ist entscheidend, dass in Klassenzimmern keine zwei kulturellen Fronten entstehen“, betont Rainer.
Lehrpläne stärker auf Inklusion ausrichten
Die Studienautor:innen raten, in kulturell gespaltenen Schulklassen gezielt Maßnahmen zu ergreifen, um Vertrauen und Zusammenhalt zu fördern. „Eine Möglichkeit wäre es, Lehrpläne stärker auf Inklusion auszurichten und interkulturelle Kompetenzen stärker zu fördern“, schlägt Rainer vor. „Auch organisatorische Maßnahmen wie eine zufällige Sitzplatzvergabe könnten helfen, Gruppenstrukturen innerhalb der Klasse aufzubrechen und interkulturelle Freundschaften zu erleichtern.“
Die Ergebnisse basieren auf einem Experiment mit 4.214 Schüler:innen der 9. und 10. Jahrgangsstufe in 222 Schulklassen. Dabei investierten die Jugendlichen echtes Geld in anonyme Mitschüler:innen – entweder aus der eigenen oder einer anderen Herkunftsgruppe. Dieser Test gilt als bewährtes Mittel, um Vertrauen und Kooperationsbereitschaft zu messen.