Nicht mehr schwarzsehen

Lampe mit roter Smiley

Warum wirkt das Schlechte so viel stärker auf uns ein als das Gute? Sozialpsychologe Roy F. Baumeister und der Wissenschaftsjournalist John Tierney erklären in Die Macht des Schlechten die Gründe und zeigen, wie sich der Negativeffekt bezwingen und zum Vorteil werden lässt.

Warum ist man von einem Wort der Kritik erschüttert und braucht ein Vielfaches an Lob, um die schlechten Gefühle auszugleichen? Warum reicht ein einziger falscher Satz im Vorstellungsgespräch, um den Gesamteindruck zu trüben? Warum kann ein kleiner diplomatischer Fehltritt einen Konflikt zwischen Ländern entfachen? Oder eine unbedachte Bemerkung im persönlichen Umfeld so leicht als Affront missverstanden werden? Weil unsere Gehirne so verdrahtet sind, dass sie sich auf das Schlechte konzentrieren. Auf Basis zahlreicher aktueller psychologischer Studien entwickeln Baumeister und Tierney eine einfache Fastregel: Es braucht vier gute Ergebnisse, um ein schlechtes Erlebnis wettzumachen.

Richtig verstanden kann der Negativeffekt durchaus nützlich sein

Die Autoren zeigen, dass es eine grundlegende menschliche Neigung ist, sich von negativen Ereignissen und Emotionen stärker beeinflussen zu lassen als von positiven. War dieser Wesenszug früher sinnvoll, weil er unsere Vorfahren auf tödliche Gefahren aufmerksam gemacht hat, verzerrt er in der heutigen Medienwelt unsere Perspektive. Die ständige Flut von schlechten Nachrichten und Krisenszenarien mündet in Gefühle von Hilflosigkeit, Angst und Wut. So wird Zorn unter Menschen geschürt, das politische Klima vergiftet, Demagogen gelangen zu ungeahnter Macht. Indem wir den Negativeffekt allerdings durchschauen und uns über angeborene Affekte hinwegsetzen, können wir destruktive Muster durchbrechen, die Macht des Schlechten überwinden und positiver in die Zukunft sehen.

Richtig verstanden kann der Negativeffekt auch heute noch durchaus nützlich sein, weil er die Sinne dafür schärft, Reizmechanismen besser zu verstehen und fundamentale Fehler zu vermeiden. Die Autoren zeigen an vielen eindrücklichen Beispielen aus Beziehungsalltag, Spitzensport, Management oder Politik welche Strategien helfen, die Fallen der negativen Verzerrung zu umgehen. Anstatt an dem zu verzweifeln, was im eigenen Leben und in der Welt falsch läuft, ist es besser den Blick darauf zu richten, wie viel richtig läuft – und wie es noch besser werden kann. Baumeister und Tierney bieten die mentalen Strategien für eine optimistischere Weltsicht und mehr Widerstandskraft.

 

Die Macht des Schlechten

 

Die Macht des Schlechten
Nicht mehr schwarzsehen und gut leben
von Roy F. Baumeister und John Tierney
Campus Verlag (1. Auflage, Februar 2020)
24,95 Euro (D)
ISBN 978-3-593-51167-2

Die Ratgeber-Redaktion

Unter der Autor:innen-Bezeichnung REDAKTION veröffentlichten DIE RATGEBER von 2010 bis 2020 Gastbeiträge sowie Agenturmeldungen. Im August 2020 gingen die Inhalte von DIE RATGEBER auf die Webseite WIR SIND DER WANDEL über.