Öffentlich-rechtlicher Rundfunk unter Druck

Schriftzug ARD-Hauptstadtstudio an Gebäude in Berlin

Die neue Studie warnt vor den Gefahren der Digitalisierung und Ökonomisierung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Demokratie.

Die Otto-Brenner-Stiftung hat eine Untersuchung von Prof. Dr. Barbara Witte und Prof. Dr. Gerhard Syben veröffentlicht, die die Rolle und Probleme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) in Deutschland analysiert. Unter dem Titel “Öffentlichkeit ohne Journalismus? Rollenverschiebungen im lokalen Raum” beschreibt die Studie, wie Digitalisierung und die Ökonomisierung die Medienlandschaft grundlegend verändern.

Die Autor:innen zeigen, dass der ÖRR zunehmend unter Druck steht. Nicht-journalistische Akteure und neue technische Möglichkeiten verschieben die traditionelle Rolle des Journalismus in der Öffentlichkeit. Diese Entwicklungen bedrohen die unabhängige Information der Bürger:innen und können demokratische Prozesse schwächen.


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Immer weniger Menschen greifen auf Tageszeitungen zurück

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtEin zentrales Ergebnis: Algorithmen und Social Bots beeinflussen immer stärker, welche Themen die Öffentlichkeit beschäftigen. Dadurch gewinnen finanzstarke Akteure mit eigenen Interessen an Einfluss auf die öffentliche Meinung. Die Studie verdeutlicht, dass diese Akteure oft über die Mittel und Technik verfügen, um ihre Botschaften gezielt zu verbreiten. Gleichzeitig kämpfen traditionelle Medienhäuser mit wirtschaftlichen Problemen.

Die Untersuchung zeigt, wie die Digitalisierung und das veränderte Medienverhalten der Nutzer:innen den wirtschaftlichen Druck auf die Presse erhöhen. Immer weniger Menschen greifen auf Tageszeitungen zurück, was Abonnements und Werbeeinnahmen schrumpfen lässt. Viele Verlage reagieren mit weniger Seiten oder dem Zusammenlegen von Redaktionen.

Mehr Unterstützung für unabhängigen Journalismus

Die Studie macht deutlich, dass die lokale Öffentlichkeit zunehmend von nicht-journalistischen Akteuren gepräft wird. Sportvereine, Kultureinrichtungen und lokale Unternehmen, die sich von der traditionellen Presse oft übersehen fühlen, nutzen verstärkt soziale Medien, um ihre Botschaften direkt zu verbreiten.

Die Autor:innen fordern mehr Unterstützung für unabhängigen Journalismus, um die Qualität und Vielfalt der Informationen zu sichern. Sie betonen die zentrale Rolle des ÖRR, der verlässliche und geprüfte Inhalte bereitstellt, und plädiert für dessen Stärkung Abschließend warnt die Studie: Die Veränderungen in der Medienlandschaft stellen eine Gefahr für die Demokratie dar. Es braucht neue Ansätze, um die Unabhängigkeit und Qualität des Journalismus zu bewahren und die Öffentlichkeit umfassend und objektiv zu informieren.

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Tina Groll

Tina Groll, SPIEGEL-Bestsellerautorin und Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft, konzentriert sich als Autorin von WIR SIND DER WANDEL auf Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren” aus. Ferner ist sie Mitglied im Deutschen Presserat.