Probleme wälzen macht depressiv

Mann geht an geschlossenem Ladengitter vorbeit

Lösungsorientiert! Das schöne Schlagwort, das viele Führungkräfte benutzen, hat es in sich. Wer über eine Aufgabe oder Herausforderung zu lange nachdenkt und grübelt, neigt eher dazu, keine Antwort zu finden und sogar depressiv zu werden.

Fokussiert man sein Denken allerdings auf Ergebnisse – und zwar möglichst positive – kommt man auch schneller zum Ziel und bleibt psychisch gesund. Das haben der US-Psychologieprofessor Paul Verhaeghen vom Georgia Institute of Technology und seine Kolleginnen Jutta Joormann und Shelley Aikman in einer neuen Studie herausgefunden, die in der Fachzeitschrift Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts veröffentlicht wurde und über die Wirtschaftspsychologie aktuell berichtet hat.

Die Psychologen hatten Schriftsteller und Künstler mit Unternehmern verglichen. Demnach hatte jeder zweite Künstler bereits einmal eine Depression in seinem Leben, bei den Unternehmen war es nur jeder Fünfte. Insgesamt lag das Depressionsrisiko bei den Kreativen um den Faktor 10 erhöht als bei der übrigen Bevölkerung. Offenbar neigten die Künstler dazu, sich eher düstere Gedanken zu machen. Den Forschern zufolge wendeten die Kreativen häufiger ein brütendes Grübeln an, in dem sie sich in negative Stimmungen hineinbegaben, aber selten zu Lösungen kamen. Die Unternehmer dagegen waren eher analytisch. Auch sie hatten durchaus negative Gedanken und Gefühle, allerdings setzten sie sich selbstreflektierend damit auseinander und suchten nach Lösungen, ihre Stimmung wieder zu ändern.

Macherinnen sind kreativer

In Tests mit Probanden konnten die Psychologen schließlich nachweisen, dass es tatsächlich diese zwei verschiedenen Arten gibt, über Probleme nachzudenken. Sie konnten außerdem feststellen, dass es stark vom Typus der Person abhing, ob eher traurig gegrübelt oder lösungsorientiert reflektiert wurde. Personen, die letztem Typus angehörten, waren typische Macher und Alphatiere. Interessant dabei ist auch: Die Macher waren im Schnitt kreativer. Denn in dem Versuch sollten Probanden einen Kreativtest ausfüllen, bei denen die Teilnehmer leere Kreise auf einem Blatt möglichst originell ergänzen sollten. Fazit: Lösungsorientiertes Handeln und Denken zahlt sich also gleich mehrfach aus. Und Führungskräfte tun gut daran, ihre Mitarbeiter zum Denken in positiven Ergebnissen anzuhalten – und selbst daran mitzuwirken. Am Ende hat das sogar einen Einfluss auf die Gesundheit.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.