Stellschrauben des Lebens

Grimmiges Smiley

Wer ständig jammert und klagt, ist der Motor seiner Abwärtsspirale. Wer hingegen nicht über die Dunkelheit klagt, sondern ein Licht anzündet, dreht an Stellschrauben, die stärken und die Selbstwirksamkeit erweitern.

Ein Gastbeitrag von Barbara Messer

„Mein Chef macht mich fertig!“, „Die lässt doch kein gutes Haar an einem“, „Sie hat doch selber nichts drauf und gibt den ganzen Druck auf uns ab.“ begrüßen mich Mitarbeiter eines mittelständischen Unternehmens in Bielefeld gleich zu Beginn des Workshops. Und am liebsten würden sie stundenlang so weiter jammern. Doch irgendwann wird es auch mir zu viel. Denn mein Auftrag ist, 16 Menschen einen Tag lang zu helfen, ihre Teamperformance zu verbessern. Ferner kostet das Klagen und Jammern der Gruppe auch mich viel Kraft.

Überraschend ist dieses Klagen und Jammern von Mitarbeitern allerdings nicht. Und in der Regel sind die Umstände schuld: es ist zu viel zu tun, der Chef ist nicht wertschätzend, die Dinge ändern sich, das Arbeitstempo steigt, das Team wird neu zusammengestellt. Ganz nach dem Motto „irgendwas ist immer“ machen sich Mitarbeiter in Schulungen und Coachings Luft.

Und auch wenn es sinnvoll ist, sich Luft zu machen, um Gedanken und Unmut auszusprechen. Denn so können wir uns auch ein Stück weit beim Denken zuhören und bekommen die Chance zur Selbstreflexion. Allzu lange sollten wir uns dem nicht hingeben, denn je länger und öfter wir diese Unmutsbekundungen wiederholen, desto stärker manifestieren sie sich und werden so zur Selbstverständlichkeit, zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

„Klage nicht über die Dunkelheit, sondern zünde ein Licht an“

Natürlich gibt es Vorgesetzte, die sich nicht so verhalten, wie wir es uns wünschen. Das finden wir auch in der Politik, in der Nachbarschaft, im Verein. Doch wir sollten dem nicht viel Macht geben, da es weitaus erfolgsversprechender ist, aktiv etwas zu verändern. Getreu dem chinesischen Motto „Klage nicht über die Dunkelheit, sondern zünde ein Licht an“ kann jeder immer etwas ändern.

Um gute Führung zu erleben, können wir einem Vorgesetzten freundlich und klar sagen, was wir brauchen. Das können wir mehrfach und sympathisch machen. Wir können und sollten dabei unsere Einstellung ändern – und wenn es „nur“ die Einstellung zu den Ereignissen ist. Das hat nämlich den Vorteil, das unsere Resilienz wächst. Denn wir erweitern unseren persönlichen Rahmen, Ereignisse und Situationen anzunehmen, und uns in diesem zu bewegen.

Veränderung erzielen wir auch, indem wir uns weiterentwickeln. Um etwas in Bewegung zu bringen, reicht manchmal lediglich eine einzelne Tat oder eine neue Perspektive. Es ist wie bei einer Krise, die wir am ehesten meistern, wenn wir sie annehmen. Und wer seine Denkroutine radikal ändert und genau in die andere Richtung denkt, erzielt unerwartete Überraschungen, die bereichern.

Stellschrauben des Lebens drehen

By the way, manch Vorgesetzter freut sich über Lob und Anerkennung. Denn mit einem Sympathiebonus ändern wir eher unser Verhalten als ohne. Ferner beginnen wir so einen wertvollen Kreislauf, der etwas ins Rollen bringen kann. Mein Jahr im Wohnmobil gab mir – von außen betrachtet – viele Anlässe zum Jammern und Klagen. Doch ich lernte, an den Stellschrauben zu drehen, an die ich selber kam.

Drehen auch Sie an den Stellschrauben, an die Sie rankommen. Denn so stärken und erweitern Sie Ihre Selbstwirksamkeit.

Das pure Leben spüren

 

Das pure Leben spüren
Warum wir nicht viel brauchen, um glücklich zu sein
von Barbara Messer
Gabal Verlag (1. Auflage, März 2018)
15 Euro (D)
ISBN 978-3-86936-834-4

Die Ratgeber-Redaktion

Unter der Autor:innen-Bezeichnung REDAKTION veröffentlichten DIE RATGEBER von 2010 bis 2020 Gastbeiträge sowie Agenturmeldungen. Im August 2020 gingen die Inhalte von DIE RATGEBER auf die Webseite WIR SIND DER WANDEL über.