Frauen in Deutschland übernehmen doppelt so viel Hausarbeit wie Männer und stemmen den Großteil des Alltags. Eine neue Studie belegt: Diese ungleiche Verteilung führt nicht nur zu Frust, sondern treibt jede fünfte Frau an die Grenze zur Trennung.
In deutschen Haushalten zeigt sich eine deutliche Schieflage: Frauen verbringen im Schnitt rund 13 Stunden pro Woche mit Hausarbeit, Männer nur die Hälfte. Das ergab eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Diese ungleiche Verteilung belastet Beziehungen und führt laut Forschenden besonders bei Frauen häufig zu Trennungsgedanken.
Die Studie belegt, dass Paare Hausarbeit meist nach traditionellen Geschlechterrollen aufteilen. Während 80 Prozent der Männer vor allem Reparaturen übernehmen, kümmern sich Frauen um regelmäßige Aufgaben wie Wäsche, Kochen und Putzen. In Familien mit Kindern verschärft sich diese Ungleichheit: Mütter tragen den Großteil der täglichen Hausarbeit – oft zusätzlich zu ihrem Beruf.
Jede fünfte Frau, die sich stark belastet fühlt, denkt über eine Trennung nach
„Das Ziel einer gleichmäßigen Aufteilung der Hausarbeit entspricht eigentlich dem Wunsch vieler Menschen“, sagt Studienautor Detlev Lück. Doch gesellschaftliche Erwartungen und Rollenbilder drängen vor allem junge Mütter in die Verantwortung für Haushalt und Familie – oft auf Kosten ihrer Karriere. Männer hingegen vermeiden längere Jobpausen, obwohl sie Anspruch auf Elterngeldmonate haben.
Die Folgen dieser Schieflage sind gravierend: Co-Autorin Leonie Kleinschrot erklärt, dass Streit über Hausarbeit zu den häufigsten Konflikten in Partnerschaften gehört. Jede fünfte Frau, die sich stark belastet fühlt, denkt über eine Trennung nach. Der Frust über die ungleiche Verteilung schlägt direkt auf die Zufriedenheit in der Beziehung durch.
Steueranreize sollen Arbeitsteilung fördern
Um diese Muster zu durchbrechen, empfehlen die Forschenden politische Reformen. Ein „Familienbudget“ könnte Eltern, besonders beim ersten Kind, finanziell entlasten und eine partnerschaftliche Aufgabenverteilung erleichtern. Steuerliche Anreize für haushaltsnahe Dienstleistungen könnten ebenfalls helfen, vor allem jungen Familien. Auch Arbeitgeber stehen in der Pflicht: Flexible Arbeitszeiten und geschlechtergerechte Elterngeldregelungen sind laut Studie entscheidend, damit beide Partner Erwerbs- und Familienarbeit gleichberechtigt übernehmen können.
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Regionale Unterschiede zeigen, dass in Städten die Aufgabenverteilung oft gerechter gelingt als auf dem Land. Persönliche Einstellungen spielen ebenfalls eine Rolle: Menschen mit egalitären Geschlechterbildern oder ohne religiöse Bindung teilen sich die Hausarbeit häufiger fair. Ein Ost-West-Vergleich zeigt: In Ostdeutschland ist die Verteilung etwas ausgeglichener, doch auch hier bleibt die traditionelle Rollenteilung spürbar.
Familienpolitik, gesellschaftliche Normen und Unternehmenspraktiken neu denken
Die Forschenden fordern, Familienpolitik, gesellschaftliche Normen und Unternehmenspraktiken neu zu denken: Nur so lasse sich das Potenzial beider Elternteile in Beruf und Familie gerecht entfalten – und Konflikte im Haushalt künftig vermeiden.
Die Studie basiert auf dem Familien-demografischen Panel „Freda“, einer repräsentativen Befragung von 17.000 Personen im Alter von 20 bis 52 Jahren. Berücksichtigt wurden ausschließlich heterosexuelle Paare mit deutscher Staatsangehörigkeit, die zusammenleben.

