Ein Gerichtsverfahren kostet Zeit, Geld und Nerven – oft mehr, als es am Ende wert ist. Die Juristin Manuela Reibold-Rolinger zeigt, wie man sein Recht auch ohne Richter:innen durchsetzt.
Unsere Justiz genießt weltweit Anerkennung. Gut ausgebildete Jurist:innen und durchdachte Gesetze garantieren faire Verfahren. Wer ein Urteil für ungerecht hält, kann es mehrfach überprüfen lassen, bis ein endgültiger Richterspruch vorliegt. Jeder darf jeden verklagen – ein Grundpfeiler des Rechtsstaats.
Doch die Realität hat Schattenseiten: Überlastete Gerichte, langwierige und teure Prozesse. Oft nutzt die stärkere Partei ihre Mittel, um Urteile hinauszuzögern, während die schwächere leidet. Der größte Haken: Ein Gerichtsverfahren fordert von allen Beteiligten und ihren Familien enorme Geduld und Kraft.
Autoritäre Entscheidungen hinterlassen selten Zufriedenheit
Vor Gericht wird Gerechtigkeit zur Strapaze. Warum rät eine Anwältin wie ich dennoch davon ab, zu klagen? Weil viele Mandant:innen die Folgen einer Klage unterschätzen. Der Gang zum Gericht ist zur Gewohnheit geworden: Wer einen Konflikt nicht selber lösen kann, ruft nach einer Autorität. Doch das Ergebnis ist selten befriedigend. Vor Gericht gibt es oft nur Verlierer.

Manuela Reibold-Rolinger ist Fachanwältin für Bau-und Architektenrecht. Seit über 20 Jahren berät sie private Bauherren und ist Expertin für Verbraucherbaurecht, Vertragsrecht, Mietrecht und Wohneingentumsrecht. 2019 erschien ihr Buch “Kein Grund zur Klage! Wie Sie ohne Richter zu Ihrem Recht kommen”.
Ich will niemanden abschrecken, sondern aufklären. Wer klagt, sollte wissen, was ihn erwartet. Gleichzeitig möchte ich zeigen, dass es bessere Wege gibt: Mediation und Schlichtung.
Im Gerichtssaal entscheidet das Gesetz, unpersönlich und autoritär. Bei Mediation und Schlichtung entwickeln die Konfliktparteien gemeinsam eine Lösung – eigenverantwortlich und individuell.
Der Weg zu einer neuen Streitkultur
Mediation und Schlichtung sparen Zeit, Geld und Nerven. Sie führen zu nachhaltigen Lösungen, bei denen beide Seiten gewinnen können. Es braucht ein Umdenken: Weg von „Den verklag ich!“ hin zu “Wir finden eine gute Lösung.” So entsteht Schritt für Schritt eine neue Streitkultur.
Aus meiner Erfahrung lassen sich 90 Prozent aller Konflikte durch Prävention vermeiden. Doch immer weniger Menschen scheinen fähig, friedlich miteinander auszukommen. Sie sehen nur sich selbst, nicht das große Ganze.
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Harmonie um jeden Preis? Nein.
Perfekte Harmonie gibt es nicht – und das ist gut so. Meinungsverschiedenheiten und Konflikte gehören zum Leben. Wichtig ist, wie wir damit umgehen. Wer zuhört, ohne sofort zu bewerten, gibt dem Gegenüber Raum. Oft reicht das, um Streit zu vermeiden. Es liegt an uns, ob wir unsere Energie in Konflikte stecken oder in die schönen Dinge des Lebens.
Meine Vision: Menschen gehen aufeinander zu, zeigen Großzügigkeit und lösen Konflikte eigenverantwortlich. Statt vorschnell zu lagen, sagen wir: “Wir schaffen das im Gespräch. und wenn nicht, holen wir uns Hilfe.” Das Zauberwort heißt Konfliktprävention. Wer empathisch und souverän handelt, vermeidet Streit und gewinnt Lebensqualität. Und wenn es doch kracht, helfen dieselben Fähigkeiten, den Konflikt zu lösen – ob in der Familie, am Arbeitsplatz oder zwischen Geschäftspartner:innen.
Reden statt schweigen
Bundespräsident Steinmeier brachte es 2018 auf den Punkt: „Sprechen Sie mit Menschen, die nicht Ihrer Meinung sind … und schweigen Sie nicht.” Wie das gelingt, erkläre ich in meinem Buch „Kein Grund zur Klage! Wie Sie ohne Richter zu Ihrem Recht kommen“. Es ist ein Leitfaden für alle, die schnelle und lebensnahe Lösungen suchen.
Mehr Informationen im SPIEGEL-Bestseller:
Was Chefs nicht dürfen – und was doch
von Sabine Hockling und Ulf Weigelt
Ullstein Verlag (1. Auflage, Juni 2017)
13,99 Euro (D)
ISBN 978-3-548-37694-3
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