Hitzewellen sind nicht nur dramatisch für die Umwelt. Auch für die Arbeitswelt und die Beschäftigten sind sie enorm belastend. Arbeitgeber sollten daher entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Die ersten sonnigen Tage des Jahres sorgten in Deutschland bereits für sommerliche Temperaturen. Halten diese Temperaturen im Sommer über mehrere Tage oder Wochen an, erwärmen sich Büroräume und Werkshallen ohne Sonnenschutz oder Klimaanlage rasch auf 26 Grad und mehr. „Die Belastung durch hohe Raumtemperaturen kann zu verringerter Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche sowie verstärktem Schwitzen und Kreislaufbelastungen führen. Zudem ist die Unfallgefahr erhöht”, so Dr. Wiete Schramm, Arbeitsmedizinerin bei TÜV Rheinland.
Einen Anspruch auf “hitzefrei” haben Beschäftigte dann zwar nicht, allerdings fordert die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) für Arbeitsräume eine gesundheitlich zuträgliche Raumtemperatur. Die Arbeitsstättenregel ASR A3.5 legt dabei fest, dass die Lufttemperatur in Arbeits- und Sozialräumen 26 Grad nicht überschreiten soll. Steigt die Temperatur über 30 Grad, müssen Arbeitgeber geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen. Bei mehr als 35 Grad ist ein Raum ohne technische, organisatorische oder persönliche Schutzmaßnahmen nicht als Arbeitsraum geeignet.
Hitzebelastungen am Arbeitsplatz analysieren und passende Schutzmaßnahmen ergreifen
Generell müssen Arbeitgeber die Arbeit so gestalten, dass eine Gefährdung für Leben und Gesundheit möglichst vermieden wird. Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) verpflichtete sie dazu. Im Rahmen einer sogenannten Gefährdungsbeurteilung können die Hitzebelastungen am Arbeitsplatz analysiert und passende technische, organisatorische oder persönliche Schutzmaßnahmen abgeleitet werden. Hierbei sollte auch die Luftfechte berücksichtigt werden, da diese einen erheblichen Einfluss auf die tatsächliche Belastung hat. Hierzu legt die ASR A3.5 fest: die relative Luftfechte darf die Werte von 55, 44 bzw. 33 Prozent bei 26, 30 bzw. 35 Grad nicht überschreiten.
Oftmals helfen schon einfache Maßnahmen, um die Temperatur in Innenräumen zu senken. Dazu gehört das Querlüften bei Nacht oder in den frühen Morgenstunden. Auch Wärmequellen im Raum wie Lampen, Drucker, Scanner oder Kopierer sollten nur bei Bedarf eingeschaltet werden. Erleichterung können zudem Ventilatoren oder mobile Klimageräte bringen. Allerdings muss dabei auf Beschäftigte Rücksicht genommen werden, die keine Zugluft vertragen oder unter Allergien leiden. Denn der Luftzug kann Staub und Pollen aufwirbeln und so allergische Symptome verstärken.
Beschäftigten für das Thema sensibilisieren
Vor starker Sonneneinstrahlung schützt als technische Maßnahme außenliegender Sonnenschutz wie Jalousien, Rollläden oder Markisen. Auch innenliegende Rollos können hilfreich sein. Zudem schirmen diese Maßnahmen gegen Blendung oder Spiegelungen ab, die bei der Arbeit stören können. Als organisatorische Maßnahmen können die Arbeitszeit angepasst und schwere körperliche Tätigkeiten in die Zeit vor 10 Uhr oder nach 15 Uhr gelegt werden. Auch zusätzliche Pausen oder Gleitzeitregelungen helfen, die Belastung in warmen Arbeitsräumen zu reduzieren. Als personenbezogene Maßnahmen sind ausreichende Mengen an Getränken von Arbeitgebern bereitzustellen. Am besten eignen sich Leitungswasser und Mineralwasser, Kräuter- und Früchtetees ohne Zucker sowie Saftschorlen. Die Getränke sollten lauwarm oder leicht gekühlt sein, nicht jedoch eiskalt.
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Und auch die Bekleidungsregeln sollten an die Temperaturen angepasst werden. Leichte, luftdurchlässige, helle Kleidung sowie – wo möglich – leichtes Schuhwerk sind hilfreich. „Es gibt vielfältige Möglichkeiten, mit Hitzebelastung am Arbeitsplatz umzugehen. Wichtig ist, dass die Beschäftigten durch Schulungen, arbeitsmedizinische Beratung oder Informationsmaterial für das Thema sensibilisiert werden. Damit Maßnahmen wie häufigere kurze Pausen zur Abkühlung auch genutzt werden, müssen Führungskräfte und Unternehmensleitung diese mittragen und vorleben”, rät Schramm.
Anzeichen einer Hitzeerschöpfung oder eines Hitzekollaps ernst nehmen
Hohe Temperaturen in Arbeitsräumen verringern allerdings nicht nur die Leistungsfähigkeit, sie können auch zu gesundheitlichen Störungen führen. Bei einem hohen Verlust an Wasser und Elektrolyten durch starkes Schwitzen oder zu wenig Flüssigkeitsaufnahme kann es zur Hitzeerschöpfung kommen. Die Symptome reichen von blassgrauer, feuchtwarmer Haut über Muskelkrämpfe, Übelkeit und Schwindel bis zum Kreislaufkollaps. Bei einem Hitzekollaps hingegen wird die Haut vermehrt durchblutet, damit der Körper mehr Hitze abgeben kann. Dadurch sinkt der Blutdruck stark ab und die Betroffenen können kurz bewusstlos werden. Anzeichen des Hitzekollaps sind gerötete, verschwitzte Haut, erhöhter Puls, Schwindel, Schwäche und Übelkeit.
„Die Anzeichen einer Hitzeerschöpfung oder eines Hitzekollaps müssen ernst genommen werden. Zeigen sie sich bei einer Kollegin oder einem Kollegen, sollte das unbedingt angesprochen werden. Wichtig ist dann, die Betroffenen an einen kühlen Ort zu bringen, elektrolythaltige Getränke zu reichen und überflüssige Kleidung abzulegen. Auch kühle Umschläge können helfen. Halten die Symptome an oder werden schlimmer, muss eine Notärztin oder ein Notarzt verständigt werden”, so Schramm.
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