KI wird 2025 zur strategischen Priorität für Unternehmen weltweit, doch deutsche Firmen zögern aufgrund regulatorischer Hürden und Datenschutzbedenken. Trotz hoher Investitionen schöpfen sie den vollen Wert der KI nicht aus.
Künstliche Intelligenz (KI) wird 2025 weltweit in immer mehr Unternehmen Einzug halten. Im „BCG AI Radar 2025“ der Boston Consulting Group (BCG) betrachten drei von vier Führungskräften den KI-Einsatz als strategische Priorität. Entsprechend steigen die Investitionen: 73 Prozent der Befragten planen, 2025 verstärkt in KI zu investieren, wobei knapp ein Drittel mit über 25 Millionen US-Dollar rechnet. In Deutschland zeigen sich Unternehmen zurückhaltender: Nur 65 Prozent der Führungskräfte wollen verstärkt in KI investieren.
Ergebnisse durch KI bleiben oft hinter den Erwartungen zurück
Regulatorische Herausforderungen bremsen viele deutsche Unternehmen: 52 Prozent der Führungskräfte fühlen sich durch Regulierungen eingeschränkt – mehr als in jedem anderen Land (weltweit: 44 Prozent). Skepsis herrscht auch beim Datenschutz (DE: 62 Prozent, weltweit: 66 Prozent) und der Sorge vor Kontrollverlust (DE: 46 Prozent, weltweit: 48 Prozent). Andrej Levin, KI-Experte bei BCG, ist überzeugt: „Es braucht klare, praxisorientierte Vorgaben zum KI-Einsatz, um Innovationshemmnisse abzubauen.“ Der EU AI Act lähmt jedoch viele Unternehmen.
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Nur ein Viertel der deutschen Unternehmen berichtet von signifikantem Nutzen ihrer KI-Initiativen – ein internationales Problem. „Viele Unternehmen schaffen es noch nicht, den vollen Wert künstlicher Intelligenz auszuschöpfen“, beobachtet Levin. „Oft werden KI-Einführungen wie eine typische Software-Einführung behandelt, wobei meist Technologie-Teams die Führung übernehmen. Doch dieser technologische Ansatz allein genügt nicht, um den gewünschten Effekt auf das Geschäftsergebnis zu erzielen.“ Eine erfolgreiche KI-Einführung erfordert Unterstützung der Führungsebene, Transformation ganzer Geschäftsbereiche und klare finanzielle Ziele. 60 Prozent der weltweit befragten Unternehmen erheben keine KPIs oder messen nur operative Ergebnisse – in Deutschland fast 70 Prozent.
KI wird nicht zum Jobkiller, aber der Einsatz will gelernt sein
Die Bereitschaft der Belegschaft zur Transformation ist entscheidend. Künstliche Intelligenz erweist sich nicht als Jobkiller: Nur fünf Prozent der deutschen Unternehmen erwarten einen Rückgang der Mitarbeiterzahl (weltweit: 7 Prozent). Stattdessen setzen sie auf Produktivitätssteigerungen und Qualifizierungsmaßnahmen. Doch bei der Schulung der Belegschaft gibt es Defizite: Nur 30 Prozent der deutschen Unternehmen haben mindestens ein Viertel ihrer Mitarbeitenden im Umgang mit KI geschult, obwohl der EU AI Act dies ab Februar 2025 vorschreibt. Länder wie Singapur und Japan setzen höhere Standards (44 Prozent bzw. 38 Prozent).
Auch bei autonomen KI-Agenten, die Aufgaben mit minimalem menschlichem Eingriff übernehmen, zeigen deutsche Unternehmen Zurückhaltung: 38 Prozent der spanischen und 37 Prozent der US-amerikanischen Führungskräfte betrachten sie als zentral oder komplementär, in Deutschland sind es nur 30 Prozent (weltweit: 29 Prozent). „Um die volle Wirkung von KI zu entfalten, müssen Unternehmen gleichermaßen in die Technologie und Prozesse sowie in ihre Unternehmenskultur und die Qualifikation ihrer Mitarbeitenden investieren“, so Levin. „Nur so können innovative Technologien wie KI nachhaltig integriert werden.“
Mit der richtigen KI-Strategie zum wirtschaftlichen Erfolg
Unternehmen, die den Wert von KI strategisch ausschöpfen, treiben technologischen Fortschritt voran und erzielen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg, ist Levin überzeugt: „Viele Unternehmen scheinen sich bei der Einführung von Künstlicher Intelligenz derzeit noch in einem Stadium der ‚Spielerei‘ zu befinden – als wäre der Einsatz von KI eine nette Option, aber kein ernsthaftes strategisches Werkzeug. Angesichts des anhaltenden Hypes um generative KI ist es jedoch nun entscheidend, realistische Ziele zu definieren und klar auf deren Erreichung hinzuarbeiten.“