Eine aktuelle empirische Studie von Hays und PAC zu den Spannungsfeldern des digitalen Wandels zeigt: Trotz der Herausforderungen des digitalen Wandels konzentrieren sich Unternehmen auf den Ausbau ihres Kerngeschäfts.
Als PAC und Hays 2015 erstmals eine Bestandsaufnahme zum digitalen Wandel in ausgewählten Fachbereichen vornahmen, war die „Digitale Transformation“ in aller Munde. Viele Initiativen waren bereits auf dem Weg, um in puncto Kundenservice und Innovationsfähigkeit mit Amazon & Co. gleichzuziehen. Gleichzeitig nahmen die mit dem digitalen Wandel verbundenen Spannungsfelder erste Konturen an: „Die zur Sicherung des Kerngeschäftes notwendigen und erprobten Führungs-, Organisations- und Prozessstrukturen stehen den für die Förderung von Innovationen und agileren Abläufen notwendigen Change-Maßnahmen geradezu diametral entgegen“, lautete das Fazit damals.
Seither hat die Digitalisierung weiter Fahrt aufgenommen – wobei die Projekte heute direkt auf die Etablierung digital integrierter Unternehmen bis hin zur Errichtung sogenannter digitaler Ökosysteme abzielen. Verknüpft ist dies mit neuen Organisationsformen – „Agilität“ hat sich gerade in den Vorstandsetagen zum geflügelten Wort entwickelt. Mit dem Ziel, ihre Innovationsgeschwindigkeit zu steigern, haben viele Unternehmen Digital Labs errichtet oder Start-ups ausgegründet und setzen agile Methoden wie Design Thinking oder Scrum ein. Zudem arbeiten immer mehr Mitarbeiter aus der Linienorganisation an innovativen Projekten mit.
Mitarbeiter sind neben ihren operativen Aufgaben in digitale Projekte eingebunden
An dem beschriebenen Spagat hat sich freilich wenig geändert. Im Gegenteil: Viele Fachbereiche fühlen sich heute vor einer Zerreißprobe. Denn trotz der Herausforderungen des digitalen Wandels konzentrieren sich Unternehmen auf den Ausbau ihres Kerngeschäfts. Ihnen ist ungleich wichtiger, dieses Kerngeschäft weiterzuentwickeln (52 %), als neue Geschäftsfelder anzugehen (26 %). Statt die Selbstorganisation von Teams zu fördern (17 %), optimieren Unternehmen deshalb eher ihre bestehenden Abläufe (64 %). Auch die Effizienzsteigerung steht dadurch höher im Kurs (62 %) als der Ausbau von Agilität (48 %).
Dennoch sind immer mehr Mitarbeiter neben ihren operativen Aufgaben in digitale Projekte eingebunden. Das erzeugt Spannungen: 86 Prozent der Befragten konstatieren Konflikte in der Priorisierung zwischen Projekt- und Linienaufgaben, 80 Prozent beklagen unklare Verantwortlichkeiten in der Führung.
Führungskräften fällt schwer, ihren Führungsstil zu ändern
Aus Sicht der Befragten behindern vor allem drei Punkte die digitale Transformation. Erstens fällt es Führungskräften schwer, ihren Führungsstil zu ändern (61 %). Zweitens nimmt das Kerngeschäft nach wie vor zu viel Zeit in Anspruch (60 %) und drittens sind die Fachbereiche noch immer durch ein Inseldenken geprägt (59 %).
„Viele Unternehmen sind die Digitalisierung angegangen und haben hierzu Projekte etabliert. Doch die bestehenden Organisationsstrukturen erweisen sich als zu unflexibel, um die neuen Themen voranzutreiben. Dieser Spagat, innovative Themen in den herkömmlichen Strukturen zu bearbeiten, belastet Unternehmen. Hier ist mehr Mut zu neuen Wegen notwendig“, kommentiert Klaus Breitschopf, Vorstandsvorsitzender der Hays AG, die Ergebnisse der Studie.
Für die Studie Zwischen Effizienz und Agilität. Unter Spannung: Fachbereiche in der Digitalisierung von Hays und PAC wurden 226 Führungskräfte aus den Fachbereichen IT, Finance sowie Research & Development aus Unternehmen unterschiedlicher Größe und verschiedener Branchen telefonisch befragt.