Immer mehr deutsche Unternehmen erkennen Generative KI als geschäftskritisch und investieren kräftig. Doch während die Strategien reifen, stockt oft die Umsetzung. Eine Studie deckt die Schwachstellen auf.
Generative KI hat sich in deutschen Unternehmen etabliert: 91 Prozent der Firmen sehen sie als geschäftskritisch an – 2024 waren es noch 55 Prozent. Das zeigt die Studie „Generative KI in der deutschen Wirtschaft“, für die im März 2025 über 650 Entscheider:innen aus 18 Branchen befragt wurden. Mit der wachsenden Bedeutung steigen auch die Investitionen: 82 Prozent der Unternehmen wollen ihre KI-Budgets in den nächsten zwölf Monaten erhöhen, 51 Prozent planen Steigerungen von mindestens 40 Prozent. Im Vorjahr lagen diese Werte bei 53 bzw. 28 Prozent.
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KI-Strategien verbreiten sich – Umsetzung bleibt Stückwerk
Knapp 70 Prozent der Unternehmen haben inzwischen eine Strategie für Generative KI (2024: 31 Prozent), 28 Prozent arbeiten daran. Doch die Integration in die Praxis bleibt oft lückenhaft: Nur etwa die Hälfte nutzt Generative KI umfassend, viele setzen sie nur punktuell ein. Besonders aktiv sind Marketing, Vertrieb und Produktentwicklung. Finanz-, Steuer- und Rechtsabteilungen hinken dagegen hinterher.
„Generative KI hat sich vom Experimentierfeld zum strategischen Handlungsfeld entwickelt. Unternehmen etablieren zunehmend KI-Strategien, weil sie die Chance sehen, Prozesse effizienter zu gestalten, Innovation zu beschleunigen und neue Geschäftsmodelle zu realisieren. Und sie investieren massiv in die Technologie.“
Benedikt Höck, Partner und Head of AI, Strategie- und Managementberatung bei KPMG
Die Erwartungen an Generativer KI sind hoch: 72 Prozent der Unternehmen hoffen auf mehr Innovation, 71 Prozent auf schnellere Datenanalysen. Umsatzsteigerungen (49 Prozent), höhere Automatisierung (48 Prozent) und neue Marktchancen (47 Prozent) stehen ebenfalls im Fokus. Diese Erwartungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert.
Fortschritte beim Training – Lücke zwischen Anspruch und Realität bleibt
Doch neben den Potenzialen sehen die Befragten auch Herausforderungen. Ethische Fragen (68 Prozent), Sicherheits- und Compliance-Anforderungen (52 Prozent) sowie fehlende Regulierung (43 Prozent) bereiten Sorgen. Zwar beschäftigen sich 95 Prozent der Unternehmen mit einem verantwortungsvollen KI-Einsatz, doch nur 26 Prozent haben eine unternehmensweite Strategie dafür. Auch bei der Vorbereitung auf den EU AI Act gibt es Defizite: Zwei Drittel der Unternehmen sehen hier Nachholbedarf.
Die Bereitschaft, Mitarbeitende zu schulen, hat zugenommen: 72 Prozent der Unternehmen fühlen sich gut oder sehr gut darauf vorbereitet – ein Anstieg um 34 Prozentpunkte. Doch konkrete Programme fehlen oft. Nur 25 Prozent planen, in den nächsten zwölf Monaten gezielt in Trainings zu investieren. Die größte Herausforderung bleibt, den Kompetenzaufbau nachhaltig zu verankern – vor allem bei ethischen und regulatorischen Anforderungen.