Neue Daten von Generation, einer globalen Non-Profit-Organisation für den Arbeitsmarkt, zeigen, wie Beschäftigte KI am Arbeitsplatz nutzen und erleben.
Der Bericht „Age-Proofing AI: Enabling an intergenerational workforce to benefit from AI“ von Generation entstand mit Unterstützung von Google.org und The SCAN Foundation. Generation beauftragte YouGov mit einer Forschungsstudie in Frankreich, Großbritannien, Irland, Spanien und den USA. Befragt wurden 2.610 Beschäftigte über 45 Jahren und 1.488 Arbeitgeber. Die Studie untersuchte die Herausforderungen und Chancen, die ältere Beschäftigte beim Umgang mit KI am Arbeitsplatz haben.
Rückläufige Einstellungszahlen und Altersdiskriminierung
Arbeitgeber in den USA und Europa erwarten einen starken Rückgang bei der Einstellung für untere und mittlere Positionen, der in den nächsten 12 Monaten zwischen 22 und 64 Prozent liegen dürfte. Diese Verschärfung der Einstellungsbedingungen könnte sich negativ auf Bewerber:innen im mittleren Berufsleben und ältere Bewerber:innen auswirken.
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Untersuchungen aus den Jahren 2021 und 2023 zeigen, dass Arbeitgeber jüngere Bewerber:innen bevorzugen, obwohl 89 Prozent der Meinung sind, dass ältere Beschäftigte genauso gut oder besser sind. Die neue Umfrage ergab, dass diese Altersdiskriminierung bei KI-Stellen noch stärker ausgeprägt ist. In den USA ziehen 90 Prozent der Personalverantwortlichen Bewerber:innen unter 35 Jahren für KI-Positionen in Betracht, während es bei den über 60-Jährigen nur 32 Prozent sind. In Europa ist die Diskrepanz ähnlich groß: 33 Prozent bevorzugen ältere Bewerber:innen, 86 Prozent die jüngere Gruppe.
Geringe Nutzung von KI durch mittlere und ältere Beschäftigte
Von den befragten Beschäftigten nutzen 15 Prozent der über 45-Jährigen generative KI-Tools bei der Arbeit. Die Mehrheit der Nutzer sind autodidaktische „Power-User”, die KI-Tools mehrmals pro Woche oder täglich einsetzen. Sie berichten von positiven Auswirkungen auf ihre Arbeit – mehr als die Hälfte sieht Verbesserungen bei Qualität, Produktivität und Entscheidungsfindung. Ein erheblicher Prozentsatz erklärt, dass KI die Arbeit angenehmer macht: 35 Prozent der US-amerikanischen und 58 Prozent der europäischen Beschäftigten geben an, dass KI-Tools ihre Arbeitszufriedenheit erhöhen.
Das Wachstumspotenzial könnte jedoch aufgrund der geringen Nutzung unterschätzt werden. Ältere Beschäftigte sind möglicherweise nicht mehr so stark auf KI angewiesen, um Erfahrungslücken zu schließen. Aber ihre Erfahrung und ihr Urteilsvermögen können sie in die Lage versetzen, bessere Prompts zu schreiben und die Ergebnisse besser zu interpretieren.
Arbeitgeber erforschen noch, welche Unterstützung am effektivsten ist
Fast die Hälfte der Personalverantwortlichen in den USA (47 Prozent) und 29 Prozent der europäischen Arbeitgeber haben begonnen, ihren Beschäftigten KI-Tools zur Verfügung zu stellen, und viele weitere planen, diese in den nächsten 12 Monaten einzuführen. Über 90 Prozent bieten Schulungsunterstützung für Beschäftigte an, die KI einsetzen. Diese Unterstützung erfolgt in unterschiedlicher Form: Nur etwa 50 Prozent bieten formelle Schulungen an, viele stellen jedoch Selbstlernangebote oder andere Ressourcen zur Verfügung.
Arbeitgeber müssen noch herauszufinden, welche Art von Unterstützung am wirksamsten ist. In der Umfrage war das Interesse der Beschäftigten an KI gemischt. Unter den Mitarbeitenden über 45 Jahren, die derzeit keine KI-Tools nutzen, bekundeten 24 Prozent in den USA und 36 Prozent in Europa ihr Interesse daran, deren Nutzung zu erlernen. Ein weiteres Viertel war neutral oder unsicher, und fast ein Drittel der Nichtnutzer in den USA und 17 Prozent in Europa erklärten, sie seien überhaupt nicht an KI interessiert. Diese Ambivalenz deckt sich mit der jüngsten Marktstudie, die ergab, dass bei erfahrenen Beschäftigten noch Unklarheit darüber herrscht, wie KI in ihre Arbeit eingefügt werden kann.
Integration von KI in bestimmte Rollen und Erfahrungsstufen
Die Lücke zeigt, dass Arbeitgeber die Erfahrung von Beschäftigten in der Mitte ihrer beruflichen Laufbahn und älteren Mitarbeitenden mit den erforderlichen Fähigkeiten kombinieren müssen, um das volle Potenzial der KI auszuschöpfen. Dazu müssen sie Anwendungsfälle finden, die die KI in bestimmte Rollen und Erfahrungsstufen integrieren.
„KI hat zwar das Potenzial, Arbeitsaufgaben und -rollen dramatisch zu verändern, aber sie wird die größte Veränderung bewirken, wenn sie mit menschlichem Know-how kombiniert wird. Diese Daten unterstreichen, wie wichtig es ist, den Kampf gegen Altersdiskriminierung fortzusetzen, und sie zeigen uns, dass wir am KI-Arbeitsplatz einen differenzierteren Blick darauf werfen müssen, wie wir die einzigartigen Vorteile nutzen können, die Arbeitnehmer unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Erfahrung mitbringen”, ist Dr. Mona Mourshed, Gründerin und Global CEO von Generation, überzeugt. Anika Heavener, Vizepräsidentin für Innovation und Investitionen bei der SCAN Foundation, einer unabhängigen gemeinnützigen Organisation, die mutige und chancengerechte Veränderungen in der Art und Weise anregt, wie ältere Menschen zu Hause und in der Gesellschaft altern, sagt: „Diese Studie macht überdeutlich, dass KI die Arbeit, wie wir sie kennen, bereits verändert. Zugleich hat die Implementierung von KI jedoch das Potenzial, die Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz zu verschärfen. Ältere Arbeitnehmer verfügen über einzigartige Fähigkeiten und Erfahrungen, und die Arbeitgeber müssen ihnen die Schulung und Unterstützung bieten, die sie benötigen, um die Vorteile der KI zu nutzen und die Technologie erfolgreich in ihren Arbeitsalltag zu integrieren.”