Facebook-Managerin Sheryl Sandberg oder Yahoo-Chefin Marissa Meyer – ja, sie sind Ausnahmefrauen wie etwa Hillary Clinton oder Angela Merkel. Das zeigt ein Bericht über den Frauenanteil bei Unternehmen wie Google, Facebook, LinkedIn und Twitter, über den in dieser Woche die FAZ berichtet hat.
Demnach sind auch bei den Vorzeige-Konzernen im Silicon Valley Frauen noch nicht gleichberechtigt vertreten und fehlen in den Führungsetagen sogar weitgehend. Klar: Besonders in den technischen Jobs fehlen Frauen auch in den USA. So berichtet die Zeitung, dass bei Google 70 Prozent der Mitarbeiter Männer sind, bei Facebook sind es 69 Prozent. Auch bei Twitter beträgt der Männeranteil 70 Prozent. In den technischen Jobs und den Führungspositionen sind es sogar 90 Prozent beziehungsweise 79 Prozent.
Zumindest in einem Punkt der Vielfalt sieht es in den USA etwas besser aus: Längst sind nicht alle Beschäftigten im Silicon Valley weiß. Ein knappes Drittel ist asiatischer Abstammung. Twitter will nun, ähnlich wie Facebook, mit einer Führungsfrau für eine bessere Geschlechterquote sorgen. Mit Janet Van Huyssee ist nun eine Managerin für das Thema Diversity zuständig. Schauen wir mal, ob das ganze nicht eine Alibi-Veranstaltung wird.
Frauen unterrepräsentiert
Und woran liegt es nun, dass die Frauen immer noch fehlen? Diese Woche las ich das sehr interessante Buch “Das weibliche Gehirn”, das von der Neurpsychiaterin Louann Brizendine geschrieben wurde. (Die Erstausgabe erschien bereits 2007). Brizendine hat einen feministischen Hintergrund und tut sich nach eigenen Angaben sehr schwer mit biologistischen Erklärungen. Allerdings scheinen die neueren Ergebnisse aus der Neurowissenschaft auf einen starken Effekt der Wirkweise von Hormonen auf das weibliche Hirn und auch auf die Interessen von Mädchen und jungen Frauen hinzudeuten. Laut Brizendine könnte dies erklären, warum junge Frauen nach wie vor eher “weibliche” Berufe anwählen, bei denen Kommunikation und Miteinander im Zentrum stehen und nicht so sehr das Tüfteln allein im stillen Kämmerlein, wie es aber in vielen technischen und ingenieurswissenschaftlichen Berufen gängig ist. Klar ist: Männer und Frauen sind für Technik nicht unterschiedlich stark begabt. Aber möglicherweise gibt es doch zumindest partiell eine biologische Erklärung dafür, warum solche Tätigkeiten auf Frauen in der Tendenz nicht so attraktiv zu sein scheinen.
Eine spannende These ist es allemal – aber auf keinen Fall eine einzige Erklärung. Vielmehr wirkt wohl geschlechtsspezifische Sozialisation zusammen mit in der Tendenz stärker ausgeprägten Interessen pro Geschlechtergruppe für eine unterschiedliche Berufswahl – und das Fehlen von Frauen in eben diesen Berufsbildern. Allerdings sind bei den Unternehmen im Silicon Valley ja nicht nur unkommunikative Eigenbrödler gefragt. Schauen wir mal, wie sich der Frauenanteil dort weiterentwickelt. Schließlich ist die IT-Branche eine der Zukunftsbranchen.