DAX-Aufsichtsräte: Frauenanteil übersteigt erstmals die 40 Prozent-Marke

2 Frauen gehen eine Treppe runter

2024 erreicht der Frauenanteil in DAX-Aufsichtsräten mit 40,3 Prozent einen historischen Höchststand. Nur noch ein Unternehmen liegt unterhalb der geforderten 30 Prozent-Marke.

Erstmals in der Geschichte des wichtigsten deutschen Aktienindex DAX übersteigt in diesem Jahr der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 40 größten deutschen börsennotierten Unternehmen die 40 Prozent-Marke und erreicht mit 40,3 Prozent einen historischen Höchststand (gegenüber 38,3 Prozent im Vorjahr). Im zweiten Jahr in Folge wurden mehr Frauen als Männer in die Aufsichtsräte gewählt: 54 Prozent aller neu vergebenen Mandate gingen an Frauen. 22 Frauen wurden neu gewählt, 29 wiedergewählt, 14 schieden aus – alles jeweils historische Höchstwerte. Das zeigt die jährliche Analyse der DAX-Aufsichtsräte durch die Personalberatung Russell Reynolds Associates.

In vier DAX-Aufsichtsräten sind nun Frauen in der Mehrheit (Vonovia, Beiersdorf, Hannover Rück, Zalando), bei drei weiteren Unternehmen ist die Parität (50 Prozent Frauen) erreicht (Bayer, Commerzbank, Covestro). In 25 von 40 DAX-Unternehmen liegt der Frauenanteil bei oder über 40 Prozent. Nur bei Porsche SE liegt der Anteil noch unter 30 Prozent, dem Wert, der seit dem Führungspositionengesetz FüPoG I aus dem Jahr 2016 für paritätisch mitbestimmte Unternehmen (was bei Porsche SE nicht der Fall) gefordert ist.

Beim Anteil an Vorsitzen hinkt der Frauenanteil rund ein Jahrzehnt hinterher

„Mit dem Überschreiten der 40 Prozent Marke ist ein Meilenstein in der gleichberechtigen Teilhabe von Frauen bei der Kontrolle der größten deutschen Unternehmen erreicht – ein großer Fortschritt mit Signalwirkung für das Top-Management und für Spitzenpositionen in der deutschen Wirtschaft allgemein. Noch 2010 waren Aufsichtsräte eine fast reine Männerdomäne. Jetzt rückt die Parität bei immer mehr Unternehmen in greifbare Nähe. Die Aufsichtsräte sind nun gefordert, dafür zu sorgen, dass sich diese Entwicklung bei ihren Vorständen und oberen Führungsebenen ebenfalls verstetigt und der Anteil von Frauen dort nachzieht“, sagt Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Europäischen Board & CEO Practice von Russell Reynolds Associates.

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtTrotz der gestiegenen Anzahl von Frauen in Aufsichtsräten, bleibt ihnen der Zugang zur Macht in Form von Vorsitzen, den „Positions of Power“, häufig verwehrt. Der Frauenanteil bei Aufsichtsrats- oder Ausschussvorsitzen hinkt um bis zu 14 Jahre hinter der Gesamtentwicklung des Frauenanteils hinterher. So sind nur zwei von 40 Aufsichtsratsvorsitzen (5 Prozent) von Frauen besetzt (Henkel, Vonovia), lediglich 20 Prozent der Ausschüsse haben eine Frau als Vorsitzende und nur ein Viertel der stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden ist weiblich.

DAX40 im internationalen Vergleich im Mittelfeld

„Bei der Machtverteilung innerhalb der Aufsichtsräte gibt es noch Aufholbedarf. Der Frauenanteil bei Vorsitzen hinkt um Jahre der allgemeinen Entwicklung hinterher. Das zu ändern ist die nächste große personelle Herausforderung für die DAX-Aufsichtsräte. Erst wenn auch der Einfluss gleich verteilt ist, kann man von wirklich gleichberechtigen Aufsichtsgremien und Chancengleichheit sprechen“, so Dr. Thomas Tomkos, Leiter der Deutschen Board & CEO Practice von Russell Reynolds Associates.

Trotz des Sprungs über die 40 Prozent-Schwelle bleibt der DAX40 im internationalen Vergleich im Mittelfeld, denn in anderen Ländern hat der Frauenanteil in den entsprechenden Aufsichtsgremien ebenfalls zugenommen. Frankreich liegt mit rund 46 Prozent Frauenanteil an der Spitze in Europa, gefolgt von Norwegen, Italien, UK, Dänemark und den Niederlanden. Deutschland steht in siebter Stelle vor Spanien, Finnland, Schweden und der Schweiz.

Nachhaltigkeit liegt vor allem in Frauenhänden

18 der 22 neu in DAX-Aufsichtsräte gewählten Frauen sind deutsche Staatsbürgerinnen (82 Prozent). Bei den neu gewählten Männern haben 79 Prozent einen deutschen Pass. Insgesamt ist der Ausländeranteil das zweite Jahr in Folge zurückgegangen auf nun 34 Prozent. Und in der Hälfte der DAX-Aufsichtsgremien sitzen mittlerweile Experten und Expertinnen für Nachhaltigkeit. Drei Viertel dieser Positionen sind von Frauen besetzt. Die durchschnittliche Aufsichtsratsvergütung betrug dabei für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 rund 200.000 Euro, sieben Prozent mehr als im Vorjahr und knapp neun Prozent mehr als 2021.

Die Analyse zur Entwicklung der DAX-Aufsichtsgremien führt Russell Reynolds Associates seit 14 Jahren jährlich durch und hat damit den Referenzstandard für die Zusammensetzung von Aufsichtsräten in Deutschland etabliert. Die Analyse kann hier heruntergeladen werden.

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