Endlich die gläserne Decke einreißen

Blick hoch zu Wolkenkratzern

Im Bundestag wurde erstmals über das Führungspositionengesetz beraten. Bald könnten in paritätisch mitbestimmten Unternehmen mehr Frauen im Vorstand sitzen.

Die Frauenquote für die Aufsichtsräte der börsennotierten Konzerne hat gezeigt: Nur Gesetze schaffen einen echten Fortschritt bei der Gleichberechtigung. Nun liegt ein Gesetzesentwurf vor, der auch im operativen Bereich Verbesserungen schaffen könnte. Denn in den Vorständen der Unternehmen sucht man Frauen oft immer noch vergeblich. Es gibt sogar immer noch Firmen, die oben quasi “frauenfrei” auskommen.

Es ist nicht der ganz große Wurf, aber ein guter Kompromiss, der da diskutiert wird: Das Gesetz bezieht sich nur auf die wenigen börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als drei Vorständen. Die Regelung sieht vor, dass künftig mindestens eine Frau im Vorstand sitzen muss. Wobei: Faktisch geht es darum, dass eine Person dem Minderheitengeschlecht angehören muss. Besteht der Vorstand nur aus Frauen müsste die dritte Position also mit einem Mann besetzt werden.

DGB: Gesetz müsste für großen Unternehmen aller Rechtsformen gelten

Es ist auch nicht so, dass Manager wegen des Gesetzes gefeuert werden. So war es schon nicht bei der Quotenregelung für die Aufsichtsräte. Vielmehr muss bei Neubesetzungen die Quote berücksichtigt werden. Immerhin, für Unternehmen mit einer Mehrheitsbeteiligung des Bundes gibt es strengere Regeln: Hier soll generell bereits bei mehr als zwei Mitgliedern in der Geschäftsführung mindestens eine Frau sein – oder aber ein Mann, wenn die Frauen ansonsten in der Überzahl sind.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat den Vorstoß schon einmal begrüßt und lobte den Entwurf. Die Realität habe gezeigt, dass freiwillige Selbstverpflichtungen weitgehend wirkungslos blieben. Allerdings gibt der DGB zu bedenken, dass die Quotenregelung sich auf alle großen Unternehmen auch anderer Rechtsformen beziehen sollte.

Tina Groll

Tina Groll, SPIEGEL-Bestsellerautorin und Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft, konzentriert sich als Autorin von WIR SIND DER WANDEL auf Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren” aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat und Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union.