Der Frauenanteil in den Vorständen deutscher Börsenkonzerne erreicht einen neuen Höchststand – doch die Forderung nach Parität bleibt bestehen. Trotz Fortschritten mahnen Expert:innen weitere Maßnahmen zur Förderung von Frauen in Führungspositionen an.
Der Frauenanteil in den Vorständen deutscher Börsenkonzerne stieg weiter. Eine Studie der Initiative Fidar (Frauen in die Aufsichtsräte) zeigt, dass am 1. Dezember jede fünfte Vorstandsposition (20,3 Prozent) in großen Börsenunternehmen von einer Frau besetzt war. Damit wurde erneut ein Rekord erreicht. Bereits im Mai lag der Anteil bei 19,3 Prozent.
Verbindliche Regelungen wirken
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) begrüßt die positive Entwicklung, fordert jedoch weitere Maßnahmen zur Förderung von Frauen in Führungspositionen. „Noch sind wir weit von der Parität entfernt – sowohl in den Aufsichtsgremien als auch in den Vorständen“, betont Monika Schulz-Strelow, Gründungspräsidentin von Fidar. In den Aufsichtsräten stagnierte der Frauenanteil bei 37,2 Prozent, ein leichter Rückgang gegenüber Mai mit 37,3 Prozent.
Dennoch zeigt sich: Verbindliche Regelungen wirken. In den letzten zehn Jahren hat sich der Frauenanteil in DAX-Vorständen verdreifacht. Ein Meilenstein war die 2015 eingeführte Frauenquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte. Seit August 2022 sorgt ein Mindestbeteiligungsgebot dafür, dass Vorstände mindestens eine Frau und einen Mann umfassen müssen. Diese Regel betrifft derzeit 63 Unternehmen in den Indizes DAX, MDAX und SDAX.
Parität auf allen Ebenen bleibt das Ziel
Ein symbolischer Erfolg: Erstmals stehen drei Frauen an der Spitze von DAX-Unternehmen. Belén Garijo leitet seit 2021 den Pharmakonzern Merck. Im Oktober 2024 folgten Bettina Orlopp bei der Commerzbank und Karin Radström bei Daimler Truck. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack lobt die Fortschritte, mahnt jedoch weiteren Handlungsbedarf an. „Wir benötigen mehr Frauen auf allen Hierarchieebenen der Wirtschaft“, erklärt Hannack. Sie kritisiert, dass trotz der steigenden Zahl von Frauen in Führungspositionen Lohngerechtigkeit noch immer ein Problem sei. Um dies zu ändern, müsse die neue EU-Richtlinie zur Entgelttransparenz zügig in deutsches Recht umgesetzt werden.
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„Unternehmen müssen verpflichtet werden, ihre Entgeltpraxis zu überprüfen“, fordert Hannack. Nur so lässt sich langfristig echte Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt erreichen. Fidar und der DGB sehen das Ziel klar vor Augen: Bis Ende des Jahrzehnts soll Parität auf allen Unternehmensebenen erreicht werden.