Der Gender Diversity Index 2024 untersucht die Geschlechtervielfalt im deutschen Top-Management. Die Analyse zeigt: Geschlechtervielfalt fördert Innovation, Kundenorientierung und verbessert finanzielle Ergebnisse. Sie stärkt zudem die Krisenfestigkeit und Zukunftsorientierung.
Die Geschlechtervielfalt in deutschen Vorständen und Aufsichtsräten wächst, jedoch langsam. Führende Unternehmen zeigen Fortschritte, doch vielerorts besteht Handlungsbedarf. Der Gender Diversity Index 2024 der Boston Consulting Group und der Technischen Universität München beleuchtet den Stand der Geschlechtervielfalt im deutschen Top-Management. Seit 2017 analysieren BCG und TUM die 100 größten deutschen Unternehmen in den Prime-Indizes (DAX, MDAX, SDAX) und bewerten Geschlechterparität und Vergütung in Vorstand und Aufsichtsrat. Die Analyse zeigt: Geschlechtervielfalt fördert Innovation, Kundenorientierung und bessere finanzielle Kennzahlen – und stärkt Krisenfestigkeit und Zukunftsorientierung.
Frauen in deutschen Vorständen unterrepräsentiert
Die achtjährige Datenbasis erlaubt eine Momentaufnahme und zeigt eine verhalten positive Entwicklung: „Der Frauenanteil in deutschen Vorständen und Aufsichtsräten nimmt zu, bleibt jedoch weiter hinter den Erwartungen zurück“, sagt Nicole Voigt, Co-Autorin der Studie und BCG-Partnerin. Der Frauenanteil in den Vorständen der 100 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands stieg auf 21 Prozent – ein Plus von drei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Doch 27 Prozent der Top 100 Unternehmen haben weiterhin keine Frau im Vorstand (im Vergleich zu 30 Prozent in 2023). „Ich finde es alarmierend, dass im Schnitt in jedem vierten der deutschen Top 100 Unternehmen nach wie vor keine Frau im Vorstand vertreten ist. Es gibt zwar positive Entwicklungen, aber das Ziel der Geschlechterparität ist noch lange nicht erreicht“, so Voigt.
Diversitätslücke zwischen Top-Unternehmen und Schlusslichtern
In den Top 50 der untersuchten Unternehmen liegt der Frauenanteil bei 31 Prozent, bei den Bottom 50 hingegen nur bei 11 Prozent. Einige Unternehmen sind positive Ausnahmen, doch die Mehrheit der Schlusslichter bleibt hinter den Top-Unternehmen zurück und verpasst Chancen: „Innovative Ideen entstehen dort, wo unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen“, sagt Prof. Dr. Isabell M. Welpe von der Technischen Universität München, Professorin für Betriebswirtschaftslehre und Co-Autorin des Index. „Die Förderung von Vielfalt in Teams schafft die Basis für echte Transformation und nachhaltigen Erfolg.“
Diverse Firmen bewahren Stabilität und blicken voraus
In den letzten Jahren, geprägt von Krisen wie der Covid-19-Pandemie, dem Ukraine-Krieg und dem Nahost-Konflikt, erwiesen sich diverse Unternehmen als widerstandsfähiger in Profitabilität, Stabilität und Solvenz als weniger diverse Mitbewerber. Sie investierten stärker in Technologien wie Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, um zukunftssicher zu sein. „Unternehmen mit einem diversen Top-Management sind nicht nur besser in der Lage, Krisen zu überstehen, sondern gestalten auch aktiv die Zukunft“, sagt Marcus van der Vegte, ebenfalls Co-Autor der Studie und BCG-Partner. „Dadurch überzeugen sie nicht zuletzt auch ganz besonders mit langfristiger Wettbewerbsfähigkeit.“
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Fresenius Medical Care ist Gender Diversity Champion, Allianz als Prima Inter Pares
Dieses Jahr führt Fresenius Medical Care AG den Index als Diversity Champion an: Mit verbesserter Vergütung steigt das Unternehmen um 28 Ränge auf Platz 1 und erreicht 88 von 100 möglichen Punkten. Die Commerzbank AG verteidigt dank Parität im Vorstand den zweiten Platz mit 86,3 Punkten. PUMA SE gewinnt acht Plätze und landet mit 83,7 Punkten auf Platz 3, dicht gefolgt von Merck KGaA. Die Fraport AG hält ihre Position und komplettiert mit 82,4 Punkten die Top 5. Die Allianz SE zeigt beachtliche Fortschritte in Geschlechtervielfalt im Top-Management. Der Titel der Prima Inter Pares geht an Renate Wagner, Vorstandsmitglied der Allianz.