Jeder Dritte ist gegen Diversity

Verschwommene Menschen eilen über Platz

Vielfalt sei gut für Teams und Unternehmen, heißt es. Jetzt zeigt eine neue Studie: Mehr als jeder dritte Beschäftigte hält nichts von Diversity im Job.

Während Unternehmen Geld und Zeit in Diversity Management und Maßnahmen für mehr Vielfalt investieren, scheint ein Teil der Beschäftigten dieses wichtige Thema eher als Gedöns anzusehen. Das geht aus der Trendstudie So arbeitet Deutschland der Personalberatung SThree hervor, für die mehr als 1.000 Berufstätige befragt wurden. Jeder Vierte gab hier an, dass sein Team alles andere als vielfältig sei. Gerade einmal jeder Fünfte sagte, dass in der Belegschaft Menschen mit verschiedenen Religionen zusammenarbeiteten und nur zwölf Prozent der Befragten konnten berichten, dass Menschen mit Behinderungen in ihrem Betrieb tätig seien. Immerhin: Was Geschlechtervielfalt (49 Prozent), Herkunft(47 Prozent) und Alter (32 Prozent) angeht so lagen die Zustimmungswerte deutlich höher – aber: Noch nicht einmal jeder Zweite konnte Vielfalt in diesen Bereichen auch bestätigen. Mehr noch: Befragt danach, wie wichtig Diversity den Beschäftigten ist, gaben 38 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass sie gar nicht in gemischten Teams arbeiten wollten. Vielmehr bevorzugen sie homogene Teams.

Behinderte im Team? Offenbar keine Bereicherung

Dabei zeigen sich allerdings Unterschiede nach Diversity-Kriterien: Höhe Zustimmungswerte gibt es in Fragen, ob Männer und Frauen, Ältere und Jüngere in einem Team arbeiten sollten. Weniger Zustimmungswerte dagegen finden sich bei verschiedener Herkunft und der Frage, ob Menschen mit körperlichen Behinderungen eine Bereichung für das Arbeitsteam seien. Letzteres gaben nur fünf Prozent der Befragten an.

Dass die Befragten wenig Vorstellungen von gelebter Vielfalt haben, zeigen auch diese Ergebnisse: 42 Prozent der Befragten gaben an, dass sie keine Diversity-Maßnahmen bewusst in ihren Unternehmen wahrnehmen.

Tina Groll

Die Journalistin und Buchautorin Tina Groll arbeitet als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. Ihre Schwerpunkte sind Gleichberechtigung in der Arbeitswelt, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie Pflege und Rente.

Kommentare

  • Die Arbeitswelt ändert sich rasant und wird immer komplexer und instabiler (VUCA). Unter solchen Bedingungen suchen Menschen verstärkt nach Sicherheit, die sie in homogenen Teams besser zu finden glauben (“Hier ticken alle ähnlich wie ich”). Deshalb sollte Vielfalt noch stärker gefördert werden als bisher. Der erste Schritt ist für den einzelnen ist, sich seiner Vorurteile bewusst zu werden und sie dann abzubauen. Ich selbst war früher auch skeptisch Behinderten gegenüber, bis ein Behinderter ins Team kam. Er war nicht der schnellste Programmierer, seine soziale Kompetenz war jedoch für uns alle unglaublich wohltuend. Die Vorteile von Vielfalt sind den meisten “auf der Kopfebene” bekannt (z.B. mehr Kreativität und Ausgewogenheit), der “Bauch” sagt jedoch häufig etwas anderes. Meine Klienten (Lebenserfahrene in späten beruflichen Umbrüchen) berichten oft von (verdeckter) Altersdiskriminierung, wenn sie nach einem neuen Job suchen. Da ist noch viel zu tun, nicht nur bei den Beschäftigten, sondern vor allem bei den Führungskräften.
    Vielen Dank für Ihren interessanten Artikel, Frau Groll.

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