Wie steht es um die Vereinbarkeitskultur in Firmen?

Frau hockt mit ihrer Tochter auf dem Schoß am Straßenrand

Immer mehr Menschen wollen selbstbestimmt arbeiten und einen Job, der zu ihrem Familienleben passt. Das Bundesfamilienministerium hat ein Tool herausgebracht, mit dem sich die Vereinbarkeitskultur in Firmen messen lässt.

Fachkräfte werden rar. Um so wichtiger ist es, dass Unternehmen ihren Beschäftigten Freiraum und Flexibilität einräumen. Verlässliche Bedingungen für eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden auch deshalb immer wichtiger, weil der Anteil der Pflegebedürftigen steigt: Immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben also nicht nur die eigenen Kinder zu versorgen, sondern müssen sich auch um ihre älteren Verwandten kümmern.

Studien zufolge sind 96 Prozen der Beschäftigten familienfreundliche Arbeitsbedinungen wichtig, und sogar 78 Prozent der Mitarbeitenden, die akut gerade keine familiäre Verantwortung haben, legen wert auf eine entsprechende Firmenkultur. Auch zeigen Untersuchungen, dass die Rendite in familienbewussten Unternehmen bis zu 40 Prozent höher ist, teilt das Bundesfamilienministerium mit.

40 Prozent mehr Rendite

Dabei zeigt sich schon heute: Arbeitgeber, die familienbewusst sind, gelten als attraktiv. Sie haben oft die motivierteren und loyaleren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Trotzdem gibt es in Sachen Vereinbarkeit noch erheblichen Nachholbedarf. Daher sollten neben dem weiteren Ausbau der betrieblichen Angebote zur Vereinbarkeit diese auch besser genutzt werden können. Der vom Bundesfamilienministerium entwickelte Fortschrittsindex Vereinbarkeit soll Firmen dabei helfen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter zu verbessern.

Dafür erhebt der Index jährlich, wie sich die Familienfreundlichkeit entwickelt hat. Das Tool besteht einerseits aus neun Leitlinien, die Unternehmen dabei helfen sollen, familienfreundlicher zu werden. Firmen, die mitmachen, können außerdem ein Teilnahmesiegel erwerben. Andererseits hat der Index 12 Personalkennzahlen, mit denen Betriebe ihre Kultur sichtbar machen und für die interne Steuerung nutzen können. Arbeitgeber wie Beschäftigte sollen beide davon profitieren können.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.