Über ein Drittel der Beschäftigten hat sich bereits telefonisch krankschreiben lassen, wie eine aktuelle forsa-Umfrage zeigt.
Seit Dezember 2023 können sich Beschäftigte wieder telefonisch krankschreiben lassen, sofern bestimmte Bedingungen* erfüllt sind. 79 Prozent der Befragten finden diese Möglichkeit sinnvoll, doch nur 36 Prozent haben sie bisher genutzt. „Diese Diskrepanz erklärt sich dadurch, dass die telefonische Krankschreibung nur bei leichten Erkrankungen und für maximal fünf Tage ausgestellt werden darf. Viele Arbeitgeber verlangen aber im Krankheitsfall für die ersten drei Tage gar keine Krankschreibung. Einige Beschäftigte sind zudem vielleicht auch gar nicht krank gewesen. Daher ist es möglich, dass einige Arbeitnehmer in diesem Jahr noch keine Krankmeldung und somit auch keine telefonische Krankmeldung benötigt haben. Bei schwereren und länger andauernden Erkrankungen muss der Patient auch in der Arztpraxis vorstellig werden, um sich krankschreiben zu lassen“, erklärt Dr. med. Matthias Juricke, hausärztlicher Internist aus Bremen.
- Krankheitsfälle erreichen Rekordniveau
- Missbrauch von telefonischen Krankschreibungen
- AU-Bescheinigung hat hohen Beweiswert
- Eine Gesellschaft am Limit
Hauptgrund: Ansteckungsrisiko vermeiden
Von denen, die sich telefonisch krankschreiben ließen, gaben 53 Prozent an, andere nicht anstecken zu wollen. 47 Prozent meinten, ihren Gesundheitszustand selbst gut einschätzen zu können. Niemand nutzte die telefonische Krankschreibung, um ohne ernsthafte Krankheit eine Bescheinigung zu erhalten. „Auch unsere Erfahrung ist es, dass die Patienten sehr gewissenhaft mit der telefonischen Krankmeldung umgehen“, so Juricke. Im Zweifelsfall kann der Arzt einen Praxisbesuch verlangen. „Die telefonische Krankmeldung ist noch jung, aber schon jetzt ein sinnvolles Instrument zum Bürokratieabbau, das sowohl Patienten als auch Arztpraxen entlastet und unbedingt erhalten bleiben sollte“, fordert der Internist. 79 Prozent der Befragten würden die telefonische Krankschreibung nutzen, wenn sie krank sind.
Besonders in ländlichen Regionen oder bei eingeschränkter Mobilität bietet die Telefon-AU Vorteile
Die hkk befürwortet die Telefon-AU, da sie zahlreiche Vorteile für alle Beteiligten bietet. „Sie reduziert Infektionsrisiken in Arztpraxen, entlastet medizinisches Personal und ermöglicht die Konzentration auf die Versorgung von schwereren Fällen“, sagt Dr. Cornelius Erbe, Leiter hkk Versorgungsmanagement. In ländlichen Gebieten oder bei eingeschränkter Mobilität vermeidet sie lange Anfahrtswege, spart Zeit und Ressourcen und fördert die Zufriedenheit der Versicherten. Sie trägt zur Effizienz im Gesundheitssystem bei.
*Eine telefonische Krankschreibung ist möglich, wenn die Praxis Patient:innen kennt und die Erkrankung keine schwere Symptomatik zeigt. Eine Krankschreibung kann für bis zu fünf Kalendertage erfolgen. Bei anhaltender Krankheit ist ein Praxisbesuch nötig.