Alarmierender Anstieg von Schlafproblemen

Leeres Bett

Schlaflosigkeit auf dem Vormarsch: Eine Studie der AOK Rheinland/Hamburg zeigt eine alarmierende Zunahme von Schlafstörungen. Besonders betroffen sind ältere Berufstätige.

Immer mehr Menschen leiden unter Schlaflosigkeit. Betroffene schlafen schlecht ein oder wachen nachts oft auf. Im schlimmsten Fall beides. Schlafstörungen sind zur Volkskrankheit geworden. Nach AOK Rheinland/Hamburg haben sich die Fälle körperlich bedingter Schlafstörungen seit 2004 verdreifacht. Psychisch bedingte Schlafstörungen sind sogar sieben Mal häufiger als vor 20 Jahren, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau. 2023 erreichten beide Diagnosegruppen Höchststände.

Im Fokus Schlaf

Obwohl psychisch bedingte Schlafstörungen prozentual stärker zugenommen haben, dominieren körperlich bedingte Störungen in absoluten Zahlen: 2023 wurden 1,93 Krankenscheine je 100 berufstätige Versicherte wegen organischer Schlafstörungen eingereicht. Psychisch bedingte Schlafstörungen führten zu 0,34 Krankenscheine je 100 Berufstätige. Insgesamt gab es 2,27 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen je 100 Beschäftigte wegen Schlafstörungen. Das Institut für betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) der AOK Rheinland/Hamburg hat diese Daten ausgewertet. Kurze Krankmeldungen ohne ärztliches Attest wurden nicht berücksichtigt.

Ältere Beschäftigte fallen häufiger wegen Schlafproblemen aus

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtKörperlich bedingte Schlafstörungen resultieren aus Schmerzen, Atemprobleme oder hormonellen Veränderungen. Männliche sind häufiger betroffen als Frauen. 2023 zählte die AOK Rheinland/Hamburg etwa 26 Prozent mehr Fälle bei Männern. Bei psychisch bedingten Schlafstörungen, oft verursacht durch Stress oder seelische Leiden wie Depressionen oder Angststörungen, berichten Betroffene von einem belastenden Gedankenkarussell. Frauen waren 2023 um rund 13 Prozent häufiger betroffen als Männer.

„Eine gestörte Nachtruhe beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sie wirkt sich häufig auch nachteilig auf ihre Gesundheit aus. Menschen, die schlecht schlafen, sind tagsüber müde, unkonzentriert und häufig gereizt. Reaktionsvermögen und Problemlösungsfähigkeit können eingeschränkt sein. Langfristig steigt bei chronischem Schlafmangel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Demenz, Übergewicht oder Depressionen“, sagt Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg, und rät Betroffenen, frühzeitig Unterstützung zu suchen. Bei schweren Schlafstörungen medizinische Beratung unbedingt notwendig.

Pflegekräfte sind besonders von psychisch bedingten Schlafstörungen betroffen

Die AOK-Auswertungen zeigen, dass vor allem ältere Beschäftigte betroffen sind: Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Fehltage in beiden Diagnosegruppen. Schlafstörungen mit körperlicher Ursache verursachten 2023 bei den über 60-Jährigen mehr als zehn Mal so viele Fehltage wie bei den unter 20-Jährigen: 65,9 AU-Tage gegenüber 5,5 AU-Tagen je 100 Beschäftigte. Bei psychisch bedingten Schlafstörungen ist die Differenz ähnlich groß: 21,5 AU-Tage bei den über 60-Jährigen gegenüber 1,9 AT-Tagen bei den unter 20-Jährigen.


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Die Branchenauswertung zeigt, dass die Pflegebranche bei psychisch bedingten Schlafstörungen besonders stark betroffen ist. Ihre Beschäftigten führen das AU-Tage-Ranking mit über 21 Tagen je 100 Beschäftigte an. An zweiter Stelle liegen Beschäftigte in der Metallerzeugung und -bearbeitung (20,58 AU-Tage je 100 Beschäftigte). Bei körperlich bedingten Schlafstörungen sind erneut Beschäftigte in der Metallerzeugung besonders betroffen: 62,99 AU-Tage je 100 Berufstätige.

Betriebliche Gesundheitsförderung bietet viele Maßnahmen an

In der Betrieblichen Gesundheitsförderung gibt es viele Maßnahmen gegen Schlafstörungen. „Zunächst geht es darum, ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen und offen und empathisch zu kommunizieren, denn der Leidensdruck ist oft hoch. Außerdem ist es wichtig, Beschäftigte über mögliche Ursachen und Folgen von Schlafstörungen zu informieren“, sagt Merit Kirch, Geschäftsführerin des BGF-Instituts.

Mit dem Seminar „Gesunder Schlaf“ sowie Angeboten zu Stressmanagement, Resilienz, Achtsamkeit oder „Fit für die Schicht“ unterstützen die Expert:innen des BGF-Instituts Mitarbeitende aus allen Branchen auf dem Weg zu besserem Schlaf. „Auch flexible Arbeitszeitmodelle, mit denen Beschäftigte ihrem Biorhythmus entgegenkommen, sowie eine angenehme und gesunde Arbeitsumgebung können hilfreich sein“, sagt Kirch. Entspannungstechniken, Meditation oder Yoga können ebenfalls Stress abbauen und den Schlaf verbessern.

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