Gründer:innen halten Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Inklusion mehrheitlich für wichtig. Doch konkrete Maßnahmen bleiben rar, obwohl 46 Prozent der Frauen starke Diskriminierung im Gründungsprozess erleben.
Bunt, bunter, Start-up-Szene? Eine neue Studie von Partnern der Technischen Universität München, IHK für München und Oberbayern, Meta, PwC Deutschland, HV Capital und Deep Tech Momentum zeigt gemischte Perspektiven: Gründende deutscher Start-ups halten Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Inklusion (Diversity, Equity, Inclusion – DEI) zwar für wichtig, doch nur rund ein Drittel (35 Prozent) sieht darin einen unternehmerischen Mehrwert. Ein Geschlechterunterschied zeigt sich: Gründerinnen sind besorgter über zu wenig DEI und halten es für wichtiger als ihre männlichen Kollegen. 76 Prozent der Gründerinnen halten DEI in ihrem Start-up für sehr wichtig oder wichtig; unter Gründern ist es nur 66 Prozent.
Bisher wenig konkrete Maßnahmen im Einsatz
Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) fördert DEI aktiv im eigenen Start-up. Doch die Mehrheit (64 Prozent) hat noch keine konkreten Maßnahmen zur Erhöhung von DEI implementiert. Flexible Arbeitsmöglichkeiten, gleiche Bezahlung und transparente, inklusive Kommunikation kommen am häufigsten zum Einsatz und gelten als wirksam. 77 Prozent haben keine konkreten Zielvereinbarungen zur Förderung von DEI getroffen.
Rund ein Viertel (26 Prozent) berichtet von geringen bis starken Widerstände gegen DIE-Maßnahmen im eigenen Start-up. Je später ein Start-up im Gründungsprozess ist, desto mehr Widerstände nehmen die Befragten unter ihren Mitarbeitenden wahr.
Diskriminierung von Frauen im Gründungsprozess
Nur knapp ein Viertel aller Befragten (24 Prozent) glaubt, dass Frauen im Gründungsprozess extrem oder sehr stark diskriminiert werden. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) berichtet von keiner oder nur geringer Diskriminierung. Ein getrennter Blick auf die Einschätzungen von Männern und Frauen zeigt ein anderes Bild: 81 Prozent der Frauen und 51 Prozent der Männer nehmen Diskriminierung von Frauen im Gründungsprozess wahr; fast die Hälfte (46 Prozent) der Frauen im Vergleich zu 15 Prozent der Männer erleben diese Diskriminierung als extrem oder sehr stark.
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Start-ups gelten als Motor für Kreativität und Fortschritt. In einer Zeit, in der Innovation und Transformation über den wirtschaftlichen Erfolg entscheiden, spielt die Start-up-Szene eine zentrale Rolle in Deutschland. Bisher gab es jedoch keine umfassende Erhebung über DEI in der Start-up-Branche. Die Studie „Diversity, Equity and Inclusion – was denken Gründende Deutscher Start-ups?“, die Ergebnisse einer Onlinebefragung von 526 Gründenden präsentiert, schließt diese Forschungslücke.
In Sachen DEI hinkt Deutschland noch immer hinterher
„Diverse Teams sind kreativer, innovativer und besser in der Lage, die Bedürfnisse einer globalisierten Kundenbasis zu verstehen. Sie tragen dazu bei, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Unternehmen zu steigern und deren Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen. Trotz dieser Vorteile zeigen die vorliegenden Studienergebnisse jedoch erneut: In Sachen DEI hinken wir in Deutschland noch immer hinterher – auch in der progressiven Start-up-Welt“, so Florian Nöll, Global Venturing & EMEA Start-ups, Scaleups Leader bei PwC Deutschland.
„Unsere Studie zeigt, dass die Bedeutung von DEI in der Start-up-Welt zwischen Anspruch und Realität noch nicht übereinstimmt. Innovationen entstehen dort, wo unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen. Die deutsche Start-up-Szene kann durch echte Vielfalt nicht nur neue Märkte erschließen, sondern auch die Innovationskraft steigern, die entscheidend für ihren Erfolg ist“, sagt Prof. Dr. Isabell Welpe, Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der Technischen Universität München.