Ein spannender Artikel ist just im Harvard Business Manager erschienen. Die amerikanische Strategieberaterin Dorie Clar beschreibt in einem Gastbeitrag, warum so viele Führungskräfte nicht aufhören können, viel zu arbeiten.
Wenn Arbeit zur Sucht wird, dann liegt das ihrer Meinung nach an dem Irrglauben, dass jedes neue berufliche Ziel endlich glücklich machen werde (oder wenigstens zufrieden stelle). Prinzipiell ist die Erkenntnis nicht neu: Viele Menschen, die irgendwann ausbrennen, haben irgendwann einmal für ihren Job gebrannt. Das Gefühl von Erfolg macht süchtig. Schließlich zahlt sich in vielen Führungspositionen und wenn es beruflich wirklich gut läuft, das Engagement oft auch unmittelbar aus: Man bekommt von Kunden und Kollegen unmittelbares Feedback, Wertschätzung, Anerkennung, häufig mehr Geld und neue Aufträge oder Karrierechancen in Form von einer weiteren Beförderung oder neuen Projekten. Glückshormone werden ausgeschüttet und wenn genug Zeit nach einem Großprojekt zum Abschalten bleibt, glaubt die Führungskraft häufig auch, glücklich zu sein. Allerdings nur für eine kurze Weile. Denn bald schon fehlt das Erfolgs- und Glücksgefühl, der nächste Kick wird gesucht. So entsteht eine Spirale, die sich immer schneller dreht. Das nächste Projekt bringt vielleicht nicht mehr das ersehnte Glücksgefühl, vielleicht gibt es Probleme bei der Realisierung, vielleicht taucht ein Konkurrent auf, vielleicht läuft aber einfach nur der Akku leer. Denn das Leben auf der Überholspur ist nur für eine kurze Zeit durchzuhalten. Hinzukommt, dass viele Menschen den Zusammenhang zwischen Glück und Erfolg missverstehen. Sie gehen davon aus, dass zunächst der berufliche Erfolg kommen muss, erst dann erlauben sie sich, auch glücklich oder wenigstens zufrieden zu sein. Doch in Wirklichkeit ist es andersrum. Nur wer bereits glücklich und zufrieden ist, kann auf Dauer auch erfolgreich sein, schreibt die Autorin.
Auf der Suche nach immer neuen Kicks
Und genau hier liegt der Knackpunkt: Während sich viele Führungskräfte immer wieder neu verausgaben auf der Suche nach dem nächsten Erfolgskick, steuern sie in eine handfeste Arbeitssucht hinein, die sie immer kränker und kränker werden lässt. Denn während sie ihre Power voll in den Job stecken, vernachlässigen sie die anderen Bereiche in ihrem Leben. Familie, Freunde, Sport und Gesundheit, Muße und Kreativität. Das Maß wieder zu finden, bedeutet aber: das berufliche Engagement einzuschränken. Das ist eine verstörende Vorstellung für viele Spitzenführungskräfte. Oft ist es auch nur schwer möglich: Denn wer über Monate und Jahre hinweg Höchstleistungen gebracht hat, hat für sich selbst ein bestimmtes Maß gesetzt: die Höchstleistung ist somit zur Normalleistunge geworden. Das Engagement zurückzufahren, bedeutet dann zum Low-Performer zu werden. Hier schlägt die eigentliche Karrierefalle zu: Das zwanghafte exzessive Arbeiten ist zur Einbahnstraße geworden. Viele kommen hier nur wieder heraus, indem sie ihr Leben ganz umkrempeln oder eben zusammenbrechen.
Es wird Zeit, umzudenken. Denn Arbeit darf nicht krank machen. Entscheidend dafür ist, die Zusammenhänge zu erkennen und frühzeitig gegenzusteuern.