15 Euro Mindestlohn – mehr Vorteile als Nachteile

Mehrere Personen auf dem Büroflur

Während SPD-Chef Lars Klingbeil eine Erhöhung auf 15 Euro bis 2026 verspricht, betont CDU-Chef Friedrich Merz die Rolle der unabhängigen Mindestlohnkommission. Wie stehen die Chancen für die angestrebte Erhöhung?

In den letzten Tagen hat die Debatte um den Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 an Fahrt aufgenommen. SPD und Union stehen sich mit unterschiedlichen Meinungen gegenüber. SPD-Chef Lars Klingbeil versichert, dass der Mindestlohn 2026 auf 15 Euro steigen werde. „Der Mindestlohn wird im Jahr 2026 auf die 15 Euro steigen, die wir haben wollen“, sagt Klingbeil. CDU-Chef Friedrich Merz äußert hingegen Zweifel und verweist auf den Koalitionsvertrag und die Unabhängigkeit der Mindestlohnkommission. Merz betont, dass es keinen gesetzlichen Automatismus für die Erhöhung gebe und die Entscheidung letztlich bei der Mindestlohnkommission liege.


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Die Rolle der Mindestlohnkommission

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtOb der Mindestlohn von 15 Euro erreicht wird, bleibt ungewiss, auch wenn die Regierung dies für möglich hält. Die Mindestlohnkommission, bestehend aus Vertretern der Arbeitgebern, Arbeitnehmenden und einer unabhängigen Vorsitzenden, hat in der Vergangenheit abweichend entschieden. Ein Beispiel ist eine frühere Entscheidung, bei der der Vorsitzende mit den Arbeitgebervertretern stimmte und eine andere Erhöhung beschloss. Die Kommission orientiert sich an der Tarifentwicklung und 60 Prozent des Bruttomedianlohns von Vollzeitbeschäftigten.

Interessanterweise liegt der vorgeschlagene Mindestlohn von 15 Euro unter der europäischen Mindestlohnrichtlinie, die mindestens 60 Prozent des Medianlohns fordert. In Deutschland würde dies mehr als 15 Euro bedeuten, was die Diskussion um die Angemessenheit des Vorschlags weiter anheizt.

Positive Auswirkungen der bisherigen Mindestlohnerhöhungen

Die Einführung und Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro haben sich als positiv für Wirtschaft und Arbeitsmarkt erwiesen. Studien zeigen, dass die Anhebung auf 12 Euro langfristig keinen negativen Effekt auf die Beschäftigung hatte. Im Gegenteil, sie steigerte die Produktivität um etwa ein Prozent und die gesamtwirtschaftliche Produktion um etwa eineinhalb Prozent. Zudem profitiert der Staat von Mehreinnahmen in Höhe von rund 20 Milliarden Euro pro Jahr. Diese positiven Effekte sind in der aktuellen wirtschaftlichen Lage besonders wichtig.

Die Debatte um den 15-Euro-Mindestlohn zeigt die unterschiedlichen Positionen der politischen Parteien und die Komplexität der Entscheidungsprozesse. Während die SPD überzeugt ist, dass der Mindestlohn im Jahr 2026 auf 15 Euro steigen wird, verweist die Union auf die Unabhängigkeit der Mindestlohnkommission und die Unsicherheit der Erhöhung. Die bisherigen Erfahrungen mit der Erhöhung auf 12 Euro zeigen jedoch, dass eine solche Maßnahme positive Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt haben kann.

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Tina Groll

Tina Groll, SPIEGEL-Bestsellerautorin und Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft, konzentriert sich als Autorin von WIR SIND DER WANDEL auf Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren” aus. Ferner ist sie Mitglied im Deutschen Presserat.