Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass chinesische Übernahmen deutscher Unternehmen oft Probleme bereiten. Betriebsräte beklagen Kommunikationsschwierigkeiten und eingeschränkten Informationszugang.
Betriebsräte berichten zwar nicht von aktiven Behinderungen, doch die Hans-Böckler-Stiftung erklärt, dass ihr Zugang zu Informationen oft eingeschränkt ist. Sprachbarrieren und andere Kommunikationsprobleme treten auf, und chinesische Manager:innen sind oft nicht erreichbar.
Forschende der Böckler-Stiftung befragten Betriebsräte und Beschäftigte aus 23 von Chinesen übernommenen Firmen. Die chinesischen Anteilseigner arbeiten kaum mit dem Betriebsrat zusammen und sind “eher abwesend als streitfreudig”. Das wird “besonders problematisch”, “wenn eine gemeinsame Lösungsfindung zur Bewältigung einer Krisensituation unerlässlich ist”, so Studienautorin Shuwen Bian.
Paternalistische Unternehmensstruktur
Betriebsräte berichten, dass sie schon vor der Übernahme Schwierigkeiten hatten, Informationen über die Käufer zu erhalten, da diese oft nur auf Chinesisch vorlagen. Nur wenige chinesische Manager:innen sprechen ausreichend Englisch oder Deutsch, um mit dem Betriebsrat zu kommunizieren. Dadurch leide die Mitbestimmung im Betriebsalltag, erklärte Bian.
Ein weiteres Problem: Chinesische Manager:innen in Deutschland können selten ohne Rücksprache mit der Firmenzentrale in China entscheiden. Betriebsräte sehen ein “hierarchischeres und paternalistischeres Verständnis von Unternehmensführung”. Vorgaben der Kommunistischen Partei spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, besonders bei Staatskonzernen.
Rund 200 Unternehmen in Deutschland sind vollständig oder mehrheitlich in chinesischem Besitz
Von außen wirkt das Verhältnis zwischen Unternehmensführung und Betriebsrat laut Bian wenig konfliktträchtig. Das kann dazu führen, dass Gewerkschaften den Unterstützungsbedarf solcher Betriebe unterschätzen. Gewerkschaften sollten das Thema daher im Blick behalten und Taskforces gründen, rät die Expertin.
Rund 200 Unternehmen in Deutschland sind laut Studie vollständig oder mehrheitlich in chinesischem Besitz. Zuletzt sind die Übernahmen zurückgegangen. Das liegt laut Bian an der schwächelnden Konjunktur in China und an veränderten Strategien chinesischer Investoren.