Deutscher Exportschlager: duale Berufsausbildung

Mann sitzt allein im Hörsaal

Eine im Auftrag der Bertelsmann Stiftung veröffentlichte Analyse zeigt, wie andere Länder von dem deutschen Erfolgsmodell der dualen Berufsausbildung profitieren können. Das duale Ausbildungssystem, das weltweit als Vorbild gilt, stellt jedoch keine einfache Kopie für andere Länder dar, sondern erfordert eine differenzierte Herangehensweise.

Die Studie Roadmap to high-quality dual VET, die Dieter Euler im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt hat zeigt, dass eine einfache Übertragung zwar nicht möglich ist, aber andere Länder sehr wohl vom deutschen Berufsbildungssystem profitieren können. Bedeutung hat das Thema, weil duale Ausbildungssysteme international hoch angesehen sind. Sie bieten eine enge Verbindung zwischen beruflicher Bildung und praktischer Arbeit und ermöglichen so eine effiziente Qualifizierung von Fachkräften.

Allerdings sind die Bildungs- und Wirtschaftsbedingungen in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich, weshalb eine einfache Übertragung nicht möglich ist. Dieter Euler beschreibt daher keine Eins-zu-eins-Übernahme, sondern gliedert das duale Berufsbildungssystem in elf Komponenten, die einzeln betrachtet werden können. Dazu gehören Fragen zur Finanzierung des dualen Systems, zur Integration von Theorie und Praxis sowie zur Gestaltung von Prüfungen.

Veränderung ist eine Reise, keine Blaupause

Die Analyse zeigt, wie diese Elemente in verschiedenen Ländern angepasst und implementiert werden können und welche Alternativen es gibt. Dabei berücksichtigt sie auch internationale Beispiele ähnlicher Ausbildungssysteme, die als Inspiration dienen können. Für eine detaillierte Analyse werden die elf Elemente in vier Umsetzungsstufen unterteilt. Die Studie enthält zudem zahlreiche Praxisbeispiele, die sowohl für die Entwicklung von Reformen als auch für die strukturierte Analyse bestehender Reformprozesse genutzt werden können. Zwei ausführliche Fallstudien zu den Berufsbildungsreformen in Albanien und Spanien veranschaulichen diese Ansätze.

Ein zentrales Prinzip lautet: Veränderung ist eine Reise, keine Blaupause. Das unterstreicht die Bedeutung der Anpassung an die spezifischen Rahmenbedingungen und Ziele jedes Landes bei der Einführung eines dualen Ausbildungssystems. Die duale Ausbildung in deutschsprachigen Ländern kann als Vorbild dienen, sollte jedoch nicht eins zu eins übernommen werden.

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Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.