Zahl junger Menschen ohne Berufsabschluss alarmierend hoch

Drei lachende Jugendliche

Nach den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamts erreicht die Zahl der jungen Menschen ohne formalen Berufsabschluss in Deutschland ein alarmierendes Rekordhoch.

Gemäß dem Entwurf des neuen Berufsbildungsberichts für das Jahr 2024 verfügten im Jahr 2022 insgesamt 2,86 Millionen Personen im Alter von 20 bis 34 Jahren über keine formale Qualifikation. Das entspricht einem Anteil von 19,1 Prozent innerhalb dieser Altersgruppe, im Vergleich zu 17,8 Prozent im Vorjahr. Die Daten zeigen einen kontinuierlichen Anstieg seit 2015, als 1,9 Millionen junge Erwachsene ohne Berufsabschluss verzeichnet wurden. Ein für den Arbeitsmarkt und den Arbeitskräftemangel negativer Trend mit Folgen.

Besonders betroffen sind Personen mit geringer Qualifikation, die ein erhöhtes Risiko für Langzeitarbeitslosigkeit haben. Die Quote aufgelöster Ausbildungsverträge stieg ebenfalls, was mit 29,5 Prozent im Jahr 2022 über den Werten der Vorjahre lag. Dieser Anstieg liegt deutlich außerhalb des üblichen Schwankungsbereichs von 20 bis 25 Prozent. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jeder aufgelöste Vertrag einen Ausbildungsabbruch bedeutet, sondern auch durch einen Betriebswechsel bedingt sein kann.

Ausbildugsbereitschaft nimmt ab

Die Bereitschaft der Unternehmen, Ausbildungsplätze anzubieten, hat ebenfalls stark nachgelassen. Nur noch 18,9 Prozent der Betriebe boten 2022 überhaupt Ausbildungen an, was ebenfalls einen Negativrekord darstellt. Vor allem Kleinstbetriebe ziehen sich zunehmend aus der Ausbildungspraxis zurück.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) äußert angesichts dieser Entwicklung tiefe Besorgnis. Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des DGB, betont, dass trotz vieler unbesetzter Ausbildungsplätze seit Jahren nicht allen jungen Menschen eine Chance auf Ausbildung geboten wird. Die Diskussion über den zunehmenden Fachkräftemangel klingt daher für viele junge Menschen wie blanker Hohn.

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Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.